Beim Zeichnen kann ich einfach abschalten: Es ist die Mischung aus Kreativität, Technik und Handwerk, die einen komplett in ihren Bann zieht. Gerade in stressigen oder unsicheren Zeiten wie diesen kann es uns helfen, uns zu entspannen, und auf eine kreative Weise von manch tristem Alltag ablenken.
Hilfe bei Alltagsstress
Haben auch Sie manchmal das Gefühl, dass der Stress überhandnimmt und Sie gar nicht mehr zur Ruhe kommen? Gerade in schwierigen Zeiten geht es schnell, sich in der eigenen negativen Gedankenwelt zu verlieren. Es ist aber in den meisten Fällen sinnlos, Möglichkeiten und negative Zukunftsszenarien immer wieder durchzuwälzen. Meist bringt es mehr Freude und inneren Frieden, im Hier und Jetzt zu leben. Wenn Sie sich nun fragen, wie Sie damit beginnen können: Stift und Papier zur Hand nehmen und einfach für zehn Minuten zeichnen. Aber nicht nur Zeichnen und Malen, auch andere kreative Tätigkeiten können uns dabei helfen, zurück in die Gegenwart zu kommen. Klavier, Gitarre oder Ziehharmonika – wenn wir Musikinstrumente spielen, sind wir so konzentriert, dass wir währenddessen überhaupt nicht die mentalen Kapazitäten haben, um über die Zukunft nachzudenken. Ähnlich geht es Athleten und allen, die schon einmal bei einem Spiel so konzentriert waren, dass sie alles andere ausgeblendet haben. Das nennt sich „the zone“ oder „flow state“. Zeichnen ist einfach ein niederschwelliger Zugang in die „zone“.
Eine meditative Angelegenheit
Auch verschiedene Arten von Meditation können einen wieder „grounden“ – also in die Gegenwart und auf den Boden zurückholen. Viele – mich inkludiert – haben aber besonders am Anfang Probleme damit, „nichts“ zu machen. Ich sitze einige Minuten mit geschlossenen Augen da, versuche mich auf den Atem zu konzentrieren und alles andere beiseitezuschieben. Das gelingt vor allem bei den ersten Malen nur selten und währenddessen fühle ich mich meist gelangweilt und unproduktiv. Wenn es Ihnen auch bereits so ergangen ist, könnte Zeichnen die angestrebten Vorteile – wie etwa Ausgeglichenheit und Entspannung – bringen. Gleichzeitig haben die Hände etwas zu tun und nebenbei können Sie Ihr eigenes kleines Kunstwerk erschaffen. Ebenfalls interessant für mehr innere Ruhe ist Gedankenhygiene. Mehr darüber können Sie hier lesen.
Stift und Papier, mehr braucht es nicht
Wir alle haben jeden Tag zehn Minuten Zeit, um uns kurz etwas Gutes zu tun. Zeichnen kann man fast überall und zu jeder Zeit. Alles, was Sie für den Anfang brauchen, sind ein Stift, ein Blatt Papier und im besten Fall ein Radiergummi. Ein mittelharter Bleistift – z. B. HB oder 2B – ist ein Allrounder und kann für fast alles eingesetzt werden, aber auch ein billiger Werbekuli oder ein Buntstift sind in Ordnung. Jetzt werden Sie sich fragen: „Aber was soll ich denn zeichnen?“ Das ist wahrscheinlich die größte Hürde, die Sie überwinden müssen. Aber warum ist das so schwierig? Erinnern wir uns doch zurück an die Kindheit, als wir einfach malten, was wir wollten, und gelobt wurden, auch wenn nur ein paar Strichfiguren und schemenhafte Farbblöcke auf dem Blatt waren. Damals konnten wir stundenlang zeichnen und waren in unserer eigenen kleinen Welt. Im Laufe der Zeit wurden aber immer höhere Standards gesetzt, die eigenen Bilder waren jedoch nicht viel besser als in der Volksschule. Die logische Folge: Wir haben aus Scham, etwas Inadäquates zu zeichnen, lieber damit aufgehört, als uns zu verbessern. Nicht nur Zeichnen, auch händisches Schreiben bringt einige Vorteile.
Klein anfangen
Doch wie beginnen? Am besten suchen Sie sich ein angenehmes Plätzchen und stellen einen Timer auf Ihrem Handy auf zehn Minuten. Oder auch nur fünf Minuten in den ersten Tagen. Überlegen Sie, was Sie früher gezeichnet haben, und versuchen Sie sich einfach daran: ein paar Strichfiguren, eine simple Landschaft mit Häusern im Vorder- und Bergen im Hintergrund, eine Skyline. Es geht nicht darum, dass Sie bereits alles perspektivisch oder anatomisch korrekt zeichnen – dafür braucht es viel Wissen und Übung. Bereits das Zeichnen von simplen Formen wie Dreiecken, Quadraten und Kreisen erfordert einiges an Konzentration – insbesondere dann, wenn die Linien nicht verwackelt sein sollen. Diese simplen Techniken werden später hilfreich sein, wenn Sie etwa ein detailliertes Gebäude zeichnen wollen.
Vergleichsbilder nicht vergessen
Wenn Sie sich an simplen Formen und Linien erprobt und ein Gefühl für den Stift entwickelt haben, kann es weitergehen. Nun können Sie sich etwa an einem Stillleben, oder auch einem Selbstporträt versuchen. Ärgern Sie sich nicht, wenn es am Ende eher abstrakt und surreal wirkt – niemand kann gleich zu Beginn Dinge lebensnah auf das Blatt bringen. Was jedoch hilft, sind Vergleichsbilder: Es ist viel schwieriger, etwas aus der Erinnerung zu zeichnen als etwas, das man es vor sich hat. Sie können z. B. über die Google-Bildersuche oder Pinterest Fotos suchen, die Sie inspirieren. Nach einiger Zeit und viel Übung ist es auch möglich, Dinge aus dem Kopf zu zeichnen – dann kann man wirklich kreativ werden.
Apps zum Zeichnen
Wenn Ihnen Stift und Papier jedoch ein wenig zu „oldschool“ sind, können Sie auch auf Ihrem Smartphone oder einem Tablet zeichnen und malen. Apps und Programme wie Photoshop, Procreate, Infinity Painter, MediBang und viele andere können Sie – bis auf Photoshop – kostenlos oder billig für Android, iOS, iMac, Windows und Linux herunterladen. Hier können Sie mit Ihrem Finger zeichnen und gleichzeitig auch farbige Malereien kreieren – als Kind haben Sie sich wahrscheinlich auch schon einmal mit Fingerfarben ausgetobt. Falls Sie jedoch ein Tablet mit Stylus haben, ist das noch besser – hier stehen Ihnen alle Türen offen. Sie können digital mit Wasserfarben, Acryl, Bleistiften, Markern oder Buntstiften malen. Das Equipment kann zwar helfen, die Zeit müssen aber Sie investieren. Versuchen Sie einen Monat lang, jeden Tag zu zeichnen. Sie werden verblüfft sein, wie viel besser Ihre Zeichnungen am Ende sind und wie viel ausgeglichener Sie sich möglicherweise fühlen.