Nicht umsonst prägte Feng Shui, die über 5000 Jahre alte chinesische Lehre, über Jahrtausende die fernöstliche Baukunst und ist auch in unserer Zeit beliebter denn je. So zeigt sie, wie wir im Einklang mit dem Fluss der Lebensenergie Qi und in Harmonie mit den natürlichen Gesetzmäßigkeiten unserer Umgebung leben können.
Im Einklang
Seit Jahrtausenden bauen die Chinesen auf Feng Shui, wenn es darum geht, Städte zu entwerfen, Häuser zu bauen und ihre Toten zu begraben. Dabei haben sie bereits sehr früh erkannt, dass hinter allen Naturerscheinungen gewisse Regelmäßigkeiten und Rhythmen stehen, so wie zum Beispiel der Wechsel zwischen Tag und Nacht, Sommer und Winter und viele andere mehr. Auch fanden sie dadurch heraus, dass bestimmte Orte auffallend günstige Auswirkungen auf ihre Bewohner hatten, wogegen andere Plätze genau umgekehrt auf die dort ansässigen Menschen wirkten. Unterschiedliche Schulen des Feng Shui bildeten sich heraus und begannen bestimmte Aspekte und Prinzipien bei der Gestaltung des Wohnraumes zu beachten, vom Verhältnis zwischen Yin und Yang bis hin zum Bagua, und sogar die Auswirkungen des chinesischen Geburtshoroskops auf das Leben des Einzelnen.
Die Lebenskraft Qi
In der chinesischen Vorstellung gibt es zusätzlich zur materiell erfahrbaren Umwelt eine Urkraft oder Lebenskraft, die alles Seiende durchfließt: das so genannte Qi. Ziel des Feng Shui ist es, gutes Qi (Sheng-Qi) zu sammeln: Wird ein Haus gebaut, sollte es beispielsweise so platziert bzw. Türen und Fenster so ausgerichtet werden, dass Qi "hineinfließen" und auch wieder abfließen kann, damit kein schlechtes, "abgestandenes" Qi entsteht. Auch sollte das Qi nicht so einfach durch das Gebäude hindurchsausen, sondern durch richtige Anordnung der Wände und Einrichtungsgegenstände leicht gekräuselt oder gefächert, den Raum sanft durchströmen. Durch ein gutes Feng Shui solle sich, so die Annahme, Gesundheit und Wohlstand für die Bewohner des Gebäudes einstellen.
Yin & Yang
Ebenso von größter Bedeutung sind die polaren Urkräfte Yin und Yang, die sich in unterschiedlichen Gegensätzen manifestieren: hell/dunkel, aufsteigend/absteigend, still/beweglich, weiß/schwarz, physisch/astral, linear/zyklisch usw. Doch dürfen diese Gegensätze nicht unabhängig von einander betrachtet werden, vielmehr bedingen und ergänzen sie sich gegenseitig, sodass sie dadurch wiederum "ein Ganzes" ergeben. Gemeinsam stehen Yin und Yang so für die ewige Verbindung von Himmel und Erde, das Universum, dessen Atem Qi ist. Und nur wenn beide im Gleichgewicht sind, kann positives Qi fließen.
Die fünf Elemente
Eine zusätzliche Dimension in der praktischen Feng Shui-Anwendung stellen die fünf Elemente dar: Sie eröffnen eine weitere Möglichkeit, das Qi des Menschen in Bezug auf die jeweilige Umgebung zu analysieren und zu harmonisieren. Durch eine systematische Untersuchung, wie die Elemente mit- und ineinander wirken, wird das Feng Shui der Umgebung nachhaltig verbessert. Generell gilt, das eigene Element in seiner unmittelbaren Umgebung zu stärken.
Jedes Element ist einer bestimmten Farbe, Tages- und Jahreszeit, Richtung, einem Planeten, einem Körperteil usw. zugeordnet. So gelten dem Holzelement alle Pflanzen und die Farbe Grün. Das Feuer beherrscht alle Arten von Feuer und Licht sowie die Farben Rot, Lila und Violett. Das Erdelement zeigt sich in den Farben Gelb, Safran, Beige und Braun und manifestiert sich in allem, was aus irdenem Material ist: Ton, Terrakotta, Steine und Mineralien. Das Metallelement beinhaltet alles aus Metall und die Farben Gold, Silber und Hellgrau. Oft wird auch die Farbe Weiß dem "Metall" zugeordnet, da sie dem Silber sehr nahe kommt, doch ist die Farbe Weiß eher neutral, da alle Farben des Regenbogens und die sieben Hauptfarben darin beinhaltet sind. Das letzte Element ist das Wasserelement, dem die Farbe Blau und alles zugeordnet wird, was mit Wasser zu tun hat: Springbrunnen, Teiche und auch Rohrleitungen.
Die eigentliche Interaktion der fünf Elemente findet durch so genannte Zyklen statt:
- Fütterungszyklus: Dieser besagt, dass "Holz" das "Feuer" nährt, aus dem "Feuer" die "Erde" entsteht, die "Erde" das "Metall" hervorbringt, aus dem "Metall" wieder "Wasser" hervorkommt und das "Wasser" wiederum das "Holz" ernährt. Somit würden zum Beispiel ein unter dem Feuerelement Geborener von Pflanzen und der Farbe Grün Kraft erhalten. Ein unter dem Holzelement Geborener wird durch Springbrunnen und alle Blautöne gespeist. Ein Erdelement profitiert von allen Rottönen, ein Metall erhält Kraft durch Gelb- bis Brauntöne und durch Mineralien, während das Wasser von metallenen Gegenständen sowie den Farben Gold, Silber und Hellgrau profitiert.
- Kontrollzyklus: Diesen setzt man seltener ein, um Negatives zu neutralisieren und Personen zu schützen, denn oft ist er aggressiv und erzeugt mitunter unnötige Turbulenzen. So wird zum Beispiel ein Holzelement durch das Metallelement geschwächt, denn "Metall schneidet Holz", wie auch "Wasser das Feuer löscht", "Holz die Erde erschöpft", "Erde das Wasser aufsaugt" und "Feuer das Metall schmilzt". Das heißt, dass ein Erdelement sich in einem Wintergarten voller Pflanzen nicht sehr wohl fühlt, genauso wie es für ein Holzelement katastrophal wäre, wenn er seine Geschäftsgespräche im grauen Anzug führen würde. Blau wäre hier die richtige Farbe, denn "Wasser nährt Holz".
- Reizzyklus: Dieser besagt, dass ein unter dem Feuerelement Geborener enorme Energie durch einen Springbrunnen bekommen kann, indem er nur drei Meter davon entfernt sitzen muss. Denn "großes Feuer und kleines Wasser erzeugen Wasserdampf". Dies kann man auch für ein Erdelement mit einer Pflanze im nötigen Sicherheitsabstand behaupten. Das Gleiche gilt für ein Metallelement bei einem romantischen Abend im Kerzenlicht und loderndem Kamin: Lediglich der Sauerstoffentzug durch die Kerzen wird den Abend weniger spannend enden lassen. Ein Wasserelement kann sich durchaus über einen schönen Bergkristall erfreuen, vor allem dann, wenn er ihn vor der Abstrahlung des Computers schützt und ein Holzelement kann sich viel Kraft durch Auszeichnungen aus Gold und Silber holen, vor allem, wenn sie im Bereich "Ruhm" oder "Karriere" aufgehängt werden.
Das Bagua
Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel des Feng Shui, um den Qi-Strom zu fördern und zu steuern, ist das Bagua, ein neunteiliges Schema, aufgrund dessen der Wohnungsgrundriss in verschiedene Zonen, für unterschiedliche Lebensbereiche aufgeteilt wird, die wiederum als Spiegel der jeweiligen beruflichen, privaten und psychischen Situationen gelten. Die Grundlinie des Baguas mit den Bereichen "Wissen", "Karriere" und "Hilfreiche Freunde" liegt immer an der Seite, wo sich der Eingang zum Garten befindet. An dieser Stelle kommt auch das Qi hinein.
- Reichtum: Wenn Ihnen immer wieder das Geld zwischen den Fingern zerrinnt, sollten Sie in die Reichtumszone kräftige Pflanzen setzen, für gutes Licht und eine Wasserquelle sorgen.
- Ruhm: Diese Zone hat mit Ihren Leistungen zu tun sowie mit Ihrem Auftreten und Ansehen in der Öffentlichkeit. Abhilfe schaffen glänzende und funkelnde Lampen, Leuchten, Kugeln und andere Garten-Accessoires.
- Partnerschaft: Hier geht es um sämtliche zwischenmenschlichen Beziehungen. Wenn Sie immer Zoff mit dem Partner haben oder sich mit den Freunden langweilen, empfiehlt Feng Shui, die Partnerzone mit Pflanzen und Blumen zum Blühen und Gedeihen zu bringen – besonders wirksam sollen Dahlien sein.
- Familie: Verwandte und Vorfahren profitieren von einem idealen Platz für einen Tisch, an dem sich alle treffen, essen und reden können. Wasser, etwa eine Vogeltränke, ein Quellstein oder Brunnen, passen gut hierher. Wenn Sie hier aufräumen, haben Sie die Chance, auch mit Ihrer Vergangenheit aufzuräumen oder aktuellen Familienzwist zu schlichten.
- Taiji: Diese Zone liegt im Zentrum und steht sinnbildlich für Ihre Lebenskraft. Wenn Sie oft mies drauf sind, sich leicht aus der Ruhe bringen lassen oder sich schlapp und müde fühlen, sollten Sie sich dem Taiji-Feld zuwenden. In diesem Bereich soll die Energie frei fließen können. Rasen-, Sand- oder Kieselflächen (wie in einem Zen-Garten) helfen dabei. Im Mittelpunkt kann aber auch ein Springbrunnen stehen, eine leuchtende Spiegelkugel oder eine schöne Statue – alles, was Energie anzieht und bündelt.
- Kinder: Klar, dies ist der rechte Ort für Schaukeln, Sandkästen oder Klettergerüste, wenn Sie Kinder haben. Diese Zone steht aber auch für die Kinder im übertragenen Sinne: Ideen und kreative Projekte; alles, worum man sich besonders kümmern muss.
- Wissen: Hier geht es um Ihre beruflichen Fähigkeiten, aber auch um das "innere" Wissen. Die innere Stimme hört man am besten an einem ruhigen Platz. Deshalb empfiehlt es sich, in der Wissenszone einen Platz zum Träumen, Entspannen oder Meditieren anzulegen.
- Karriere: Diese Zone steht für den Erfolg im Beruf, symbolisiert in einem weiteren Sinn aber Ihre wahre Lebensaufgabe. Geschwungene Wege und fließendes Wasser (ein Brunnen, ein kleiner Bachlauf oder ein Sprudelstein im Teich) machen sich hier besonders gut und versinnbildlichen, dass auf Ihrem Lebensweg "alles im Fluss" ist.
Wie man sich bettet ...
Die schönsten Möbelstücke und Farben kommen nur durch die richtige Platzierung im Raum zur Geltung. Achten Sie darauf, dass der Schreibtisch auf das Grundbedürfnis des Arbeitenden nach Sicherheit, Überblick und Geborgenheit zurückgeht. Schaffen Sie sich eine gute Rückendeckung, indem Sie mit dem Rücken zur Wand sitzen und den Überblick über Ihr Zimmer haben. Achten Sie ebenso darauf, dass keine aggressiven Mauer- oder Möbelkanten auf Sie zeigen. Das macht Sie unkonzentriert. Vermeiden Sie es, in der direkten Tür/Fenster-Linie zu sitzen. Es ist besser, eine solide Wand im Rücken zu haben. Wenn Ihr Wohnraum dies nicht zulässt, kann eine größere Pflanze vor dem Schreibtisch die starke Energie bremsen und ein Windspiel im Fenster verhindern, dass Sie "hinausgeweht" wird. Auch beim Schlafzimmer sollte das Bett nicht in der Tür/Fenster-Linie liegen. Ein Paravent kann hier gute Dienste leisten. Im Gegensatz zu den Aktivitätsbereichen sollten Sie hier die Türe nicht sehen. Sie haben es verdient, sich von den Anforderungen des Tages zu erholen und mit Recht "nichts mehr hören und sehen zu müssen".
Ein Spiel mit Elementen und Licht
Wasser wird seit Jahrhunderten von Architekten eingesetzt, um die Raumenergie durch Erzeugung der lebensnotwendigen Negativ-Ionen zu erhöhen und soll symbolisch den finanziellen Fluss unterstützen. Ein Brunnen, richtig platziert, gilt nicht nur als Erfolgs- und Glücksbringer, sondern hat außerdem die Wirkung als Staubfilter und Luftbefeuchter. Im Feng Shui heißt das: Licht steigert die Yang-Kraft und somit die Energie in einem Raum. Wo zu wenig Licht ist, sieht es nicht nur düster aus, es macht sich auch düstere Stimmung breit, die Motivation ist getrübt. Achten Sie auf helle, aber blendfreie Raumbeleuchtung, die auch die Ecken gut ausleuchtet. Das ist keine Energieverschwendung, sondern eine effiziente Methode, um alle Bereiche im Raum zu energetisieren.
Farbvielfalt
Farben sind eines der wichtigsten Hilfsmittel im Feng Shui und unproblematisch einzusetzen. Räume sollten je nach zu verrichtender Tätigkeit bzw. nach ihrem Zweck farblich mehr nach Yang (aktiv, anregend, z. B. Arbeitszimmer) oder mehr Yin (ruhig, kontemplativ, z. B. Schlafzimmer) gestaltet werden. Rot, Orange und kräftige Gelbtöne sind eher Yang, während alle anderen Farben eher ruhig (Yin) wirken. Bei der Farbwahl sollte aber nicht nur die Arbeitsfunktion des Raumes, sondern auch der Arbeitende selbst, vor allem aber sein Geburtselement und die dazugehörige Farbe berücksichtigt werden. Ein Feuergeborener zum Beispiel wird durch das Element Holz und die Farbe Grün gefördert. Das Element Wasser löscht Feuer, daher sollte die Farbe Blau möglichst nicht vorkommen. Dunkle Farben wirken grundsätzlich bedrückend, helle Farbtöne wirken belebend und freundlich. Haben Sie Mut zu lebhaften Farbakzenten, die Kreativität und Produktivität anregen.
Lebende Pflanzen
Lebensenergie ist in jedem lebenden Objekt, so auch in Pflanzen. Im klassischen Feng Shui repräsentieren Pflanzen die Wandlungsphase Holz, das ein Symbol für Frühling, neues Leben und expandierende Energie ist. Durch aufstrebende Pflanzen lassen sich Dachschrägen positiv beeinflussen, unruhige Bereiche beruhigen oder auch Energien bündeln, bremsen oder aktivieren. Mit Pflanzen im Fenster kann der Energiefluss etwas "blockiert" werden, doch sollte bei größeren Fensterfronten immer noch mit Windspielen oder Kristallen gearbeitet werden.
Sehr hilfreich ist eine Pflanze mit runden Blättern und einer maximalen Höhe von einem Meter im Schlafbereich. Nicht in unmittelbarer Nähe des Schlafenden aufgestellt, entzieht sie dem Raum sowie dem Körper Giftstoffe. Meiden Sie Pflanzen mit scharfen, spitzen Blättern: Sie attackieren und schwächen Ihr Immunsystem! Wenn Sie mit Begeisterung Kakteen züchten, sollten Sie dies in einem möglichst abgeschlossenen Bereich der Wohnung tun und Ihre Objekte nicht in der ganzen Wohnung verteilen. Pflanzen mit Wurzeln haben übrigens mehr Energie als Schnittblumen und ein bunter, vielfältiger Blumenstrauß mehr als ein einfacher.
Aromatische Düfte
Auch im Feng Shui werden verschiedene Düfte den fünf Elementen und bestimmten Charaktereigenschaften zugeordnet. Ein Praxistipp: Auf ein Leinentuch werden zwei bis vier Tropfen von drei aufeinander abgestimmten ätherischen Ölen gegeben. Die richtige Mischung sollten Sie aus Ihrer Erfahrung mit Duftölen selbst zusammenstellen oder sie einfach selbst "erschnüffeln". Dieses Leinentuch legen Sie danach zur frischgewaschenen Wäsche mit in den Trockner oder einfach in den Kleiderschrank. Für einen Yin-Duft (weiblich) mischen sie zum Beispiel 2 Tropfen Verbene mit 3 Tropfen Jasmin und 2 Tropfen Ylang-Ylang. Ein Beispiel für einen Yang-Duft (männlich) ist die Komposition aus 3 Tropfen Muskatellersalbei, 2 Tropfen Geraniumöl und 3 Tropfen Neroli.
Tauchen Sie in diese Welt der Energie ein und tanken Sie auf.