Schluckauf, Schnackerl, Hickser - jeder kennt das Gefühl, wenn gleich der nächste „Hickser“ kommt und man angestrengt versucht ihn zu unterdrücken. „Na, wer denkt denn da an dich?“, ist die häufigste Reaktion des Gegenübers mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Dass Schluckauf aber eine ernstzunehmende Krankheit sein kann, wissen die wenigsten.
Der Schluckauf
Zwischen Bauchraum und Brustkorb befindet sich unser Atemmuskel, das Zwerchfell. Beim Schluckauf, auch Singultus (lat. Schluchzen, Röcheln) genannt, zieht sich das Zwerchfell ganz plötzlich zusammen. Das merken wir auch im Bereich der Rippenmuskeln. Während des Einatmens kommt es zu einem Verschluss der Stimmbänder, das Atmen wird abrupt unterbrochen und beschert uns den allbekannten „Hickser“.
Gelegentlich tritt bei jedem Menschen Schluckauf auf, dauert dieser jedoch länger als 48 Stunden, spricht man bereits von chronischem Singultus. Unterschiede gibt es auch in der Häufigkeit des Schluckaufs. Zwischen 2-Mal und 60-Mal pro Minute kann das „Hicksen“ variieren. Die Ursachen für den Schluckauf liegen in der Irritation von Nerven. Genauer: des Zwerchfellnervs, der für die Atmung zuständig ist und des Vagusnervs (ein Nerv in unserem Gehirn), der für die Aktivitäten im Bereich des Kehlkopfes verantwortlich zeichnet. Wenn diese Nerven irritiert sind, kann es zum Schluckauf kommen.
Was löst Schluckauf aus?
Auslöser für Schluckauf:
- zu heiße oder zu kalte Speisen und Getränke
- scharfes Essen
- zu viel Alkohol
- seelischer Stress
- plötzlicher Temperaturwechsel
- Magenüberdehnung durch z.B. hastiges Essen oder Schlucken großer Luftmengen
- Magen- / Darmerkrankungen
- Nikotin
- häufig bei Frauen in der Zeit des Eisprungs
- häufig in der Schwangerschaft
Chronischer Schluckauf
Chronischer Schluckauf kann das Leben erheblich einschränken. Betroffene Personen fühlen sich dann meist müde und erschöpft. Schlaflosigkeit begleitet sie und in manchen Fällen kann sich auch eine Depression entwickeln. Wer also mehrere Stunden (3-4) unter dem unangenehmen „Hicksen“ leidet, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Denn Schluckauf kann ein Anzeichen für schwerwiegende Erkrankungen sein. Im schlimmsten Fall sogar für einen Herzinfarkt. Vor allem Erkrankungen im Bereich Hals, Bauch und Brust lösen langanhaltenden Singultus aus. Weitere Krankheiten:
- andauerndes Sodbrennen (Reflux-Erkrankung)
- Schlaganfall (plötzlicher Bewusstseinsverlust, einseitige Lähmung)
- Harnvergiftung (bei schwerer Nieren-Störung)
- Bauchfellentzündung (Bauchschmerz, aufgeblähter Bauch)
- Magenkrebs (Appetitlosigkeit, Druckgefühl, Blutung)
- schwerer Bakterien-Durchfall (Fieber, krampfartiger Bauchschmerz)
- Gehirnentzündung (Fieber, Kopf-, Nackenschmerz)
- Blutung im Gehirn (Koma, z.B. nach Autounfall)
- Darm-Verschluss (Übelkeit, Erbrechen, kein Stuhlgang mehr)
- Schilddrüsenüberfunktion
- Lebererkrankungen
- bösartige Tumore
Therapie bei chronischem Singultus
Dauert der Schluckauf nun länger als normal und zeigen sich zusätzliche Symptome wie Schwindel, Bauchschmerzen oder Übelkeit, sollte ein Arztbesuch unbedingt erfolgen. Hierbei handelt es sich womöglich um eine ernsthafte Krankheit.
Bei chronischem Schluckaufs steht die Behandlung der zugrundeliegenden Krankheit im Vordergrund. Mit unterschiedlichen Methoden ermittelt der der Hausarzt die Ursache des Schluckaufs. Meist wird man zu anderen Spezialisten verwiesen, wie Neurologen, Gastroenterologen oder Hals-Nasen-Ohren Ärzten.
Neben verschiedenen Atem- und Entspannungstechniken, gibt es auch Medikamente, die krampflösend und beruhigend wirken. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit der Akupunktur oder Hypnose. Sind all diese Methoden wirkungslos, kann in manchen Fällen nur noch ein operativer Eingriff helfen. Aber keine Sorge, chronischer Singultus ist medizinisch sehr gut erforscht, und die Heilungschancen sind hoch.
Tipps und Tricks um dem akuten Schluckauf an den Kragen zu gehen
Bei kurzfristigem Schnackerln, wie man umgangssprachlich dazu sagt, gibt es zahlreiche Hausmittelchen. Aber ob diese auch tatsächlich helfen?
- Luft anhalten: Am besten so lange wie möglich (min. 15 Sekunden), im Idealfall dabei auch 3 Mal schlucken.
- Erschrecken: Bitten Sie jemanden anderen, Sie zu erschrecken.
- Zucker essen: Essen Sie entweder ein Stück Zucker oder einen Löffel voll Zucker.
- Wasser trinken: Hier gibt es unterschiedliche Methoden. Trinken Sie entweder ein Glas Wasser ohne abzusetzen oder trinken Sie es kopfüber, ist zwar schwierig, macht aber ungeheuren Spaß.
- Pfeffer in die Nase: Wer sich traut, kann durch ein wenig Pfeffer in der Nase einen Niesreiz auslösen und so dem Schluckauf ein Ende setzen.
- 7 Männer mit Glatze: Besonders originell ist der Trick an 7 Männer mit Glatze zu denken.
- Zunge: Nehmen Sie ihre Zunge und ziehen sie daran, natürlich sehr vorsichtig.
- In ein Papiersackerl atmen: Nehmen Sie ein Sackerl, atmen Sie aus und dann die so ausgeatmete Luft wieder ein.
- Laut singen
Die hier angeführten Tipps, sind teilweise sehr skurril, prinzipiell erfüllen sie aber alle die gleiche wichtige Wirkung: sie lenken ab! Genau darum geht es nämlich im Kampf gegen den Schluckauf. Durch die Ablenkung kann sich die Atmung entspannen und im Idealfall ist man so das „Hicksen“ zügig los.
Babys und der Schluckauf
Während Schluckauf bei Erwachsenen einfach nur unangenehm ist, hat er bei Babys eine ganz wichtige Aufgabe. Durch Atemübungen versucht sich der Fötus im Bauch der Mutter auf die Welt „draußen“ vorzubereiten. Der Schluckauf ist dabei ein essentieller Reflex, der das Schlucken von Fruchtwasser verhindert. Auch nach der Geburt bleibt uns der Schluckauf erhalten, Kleinkinder „hicksen“ dabei übrigens wesentlich häufiger als Erwachsene!
Ob Sie nun erschreckt werden, die Luft anhalten oder einen anderen Trick anwenden, um den Schluckauf loszuwerden - in den meisten Fällen verschwindet er auch von selbst wieder.