Obwohl das medizinische Vorsorgeangebot für Männer in Österreich beinahe einzigartig ist und mit verschiedensten - auch internationalen - Initiativen in letzter Zeit verstärkt auf das Thema aufmerksam gemacht wird, gibt es ein klares Ost-/Westgefälle bei der Inanspruchnahme der Vorsorgemedizin bei österreichischen Männern.
Männergesundheit/Frauengesundheit
Es ist gemäß dem österreichischen Gesundheitsbericht* Tatsache, dass
- Männer in Österreich im Schnitt um 5,7 Jahre früher sterben als Frauen,
- Männer von nicht geschlechtsspezifischen Erkrankungen, wie Herz-Kreislauferkrankungen, Leberzirrhose und Lungenkrebs überproportional häufig betroffen sind,
- Männer mit viel höherer Wahrscheinlichkeit Selbstmord begehen als Frauen,
- Männer die Mehrheit der Opfer des Straßenverkehrs und von schweren Arbeitsunfällen, die zu bleibenden Schäden führen, bilden
und
- sich dennoch im Schnitt gesünder fühlen als Frauen sowie
- seltener zum Hausarzt gehen.
Doch woran liegt das? Und was kann man vorbeugend, aber auch nachsorgend tun?
Ost-/Westgefälle...
Während österreichweit 41,8 Prozent der Frauen und immerhin stolze 41,6 Prozent der Männer zumindest einmal innerhalb von drei Jahren zur Vorsorgeuntersuchung gehen (Gesundheitsbefragung durch die Statistik Austria mit 15.500 Teilnehmern; Auswertung der Med Uni Wien), fällt die Inanspruchnahme dieses Service in Vorarlberg wesentlich bescheidener aus:
Nur durchschnittlich 14 Prozent der Männer gehen im westlichsten Bundesland - allerdings zur jährlichen - Vorsorgeuntersuchung (im Vergleich: 40% der Frauen).
…aber gut im internationalen Vergleich!
"Insgesamt liegen wir in Österreich im internationalen Vergleich mit Ländern mit ähnlichen Vorsorgeprogrammen sehr gut," so die Sozialmedizinerin Anita Rieder von der Med Uni Wien.
Speziell in Wien ist man seit mittlerweile über 15 Jahren am Thema 'Männergesundheit' interessiert: 1999 hat die Stadt Wien den international ersten Männer-Gesundheitsbericht veröffentlicht, an dem auch Rieder federführend beteiligt war. Vielleicht ist diese frühe Themenbesetzung in Wien ja auch mit ein Grund für das Ost-/Westgefälle bei der Inanspruchnahme der Vorsorgeuntersuchungen.
Im Auftrag der männerpolitischen Grundsatzabteilung wurde dann im Jahr 2004 der europaweit erste bundesweite Männergesundheitsbericht erstellt, im Jahr 2012 der zweite Männergesundheitsbericht dem Nationalrat vorgelegt. Die Prioritäten sind - und bleiben offensichtlich - ähnlich gelagert: Zu viele frühzeitige Todesfälle durch Herz-Kreislauferkrankungen und Krebserkrankungen, sowie durch Unfälle und Atemwegserkrankungen.
Auch sozioökonomische Faktoren haben einen starken Einfluss. Das zeigt sich etwa beim Lungenkrebs und anderen, mit Rauchen assoziierten Tumoren besonders deutlich, aber auch bei tödlichen Arbeitsunfällen und Verkehrsunfällen.
Frühe Einbindung wichtig
Zentral sei es, Männer - ebenso wie Frauen - möglichst frühzeitig in die Gesundheitsvorsorge einzubinden. Die Vorsorgeuntersuchung wird in Österreich ab dem 18. Lebensjahr angeboten und ist altersentsprechend aufgebaut. Risikofaktoren für Herzkreislauf-Erkrankungen, Übergewicht, Rauchen, Diabetes und gesunder Lebensstil sind in den jüngeren Jahren im Fokus, später kommen geschlechtsspezifische Krebsfrüherkennungsprogramme dazu. Auch die psychische Gesundheit rückt zunehmend in den Fokus.
Männergesundheitsportal "Männer und Gesundheit"
Männer haben eine durchschnittlich um 5,7 Jahre kürzere Lebenserwartung als Frauen. Die Gründe dafür: größere berufliche Belastungsfaktoren, eine insgesamt größere Risikobereitschaft, ungesünderer Lebensstil und nach wie vor geringeres Interesse an präventiven Maßnahmen.Dies soll nun mittels zahlreicher Initiativen geändert werden.
Die Website maennerundgesundheit.at bietet männerspezifische Informationen im Bereich Gesundheit, Wohlbefinden und Lifestyle. Mittels eines kurzen Life-Style-Checks wird auf humorvolle Weise der persönliche Lebensstil hinsichtlich Ernährung, Fitness, Arbeit, Gesundheit und Wohlbefinden dargestellt.
Jeder Teilnehmer erhält nach Beantwortung des Fragebogens einen Ergebnisbrief, der den persönlichen Lebensstil beurteilt und Verbesserungspotential aufzeigt. Weiters finden sich auf der Seite die Themenkanäle Prävention, Lebensphasen, Risiken, Krankheiten und Lebensqualität sowie eine Übersicht über österreichweite Männerberatungsstellen.
Das Männergesundheitszentrum MEN
Das Männergesundheitszentrum MEN wurde im September 2002 gegründet und ist im Kaiser Franz Josef-Spital in Wien angesiedelt. Schwerpunkt sind alle jene Bereiche und Themen, in denen Männer von Gesundheitsrisiken betroffen sind, unter besonderer Berücksichtigung sozial benachteiligter Gruppen (Armut, Migrationshintergrund, u.a.m.).
Gesund sein bedeutet für MEN nicht bloß die Abwesenheit von Krankheit, sondern schließt auch die Fähigkeit mit ein, seine emotionalen, sozialen und geistigen Potentiale zur Entfaltung zu bringen. So bietet MEN persönliche Beratung, Fortbildung, Jugendworkshops, Gruppenangebote und gesundheitsfördernde Projekte in mehreren Sprachen insbesondere für sozial benachteiligte Männer.
Im MEN finden Männer Rat, wenn Sie...
… eine psychologische Beratung möchten
… gesundheitliche Risiken beim Lebensstil verringern wollen (Ernährung usw.)
… Angebote zur psychotherapeutischen und psychosozialen Versorgung suchen
… Fragen zu Sexualität oder Verhütung haben
… Anliegen rund ums Vater-Sein haben
… in Beziehungsangelegenheiten Unterstützung brauchen
… den Austausch mit anderen Männern suchen
… Schwierigkeiten im Berufsleben angehen wollen
… eine Fortbildung zu Männer(gesundheits)themen suchen
… für Ihre Einrichtung/Ihren Betrieb Gesundheitsförderung für männliche Zielgruppen umsetzen möchten.
Aktuelles Programm im MEN Center
Ab April 2015 gibt es wieder das Programm 'rundum gsund' mit spezifischen Angeboten für Männer mit Übergewicht und Adipositas: und das kostenlos! Eine Kombination aus Ernährungsinformationen, Bewegung und psychologischer Begleitung unterstützt bei der dauerhaften Veränderung des Lebensstils.
Jede Woche beschäftigen sich die Teilnehmer mit einem erfahrenen Therapeuten und einem Ernährungswissenschafter mit den verschiedenen Aspekten von Ernährung und der eigenen Lebensumstellung.
Direkt im Anschluss gibt ein Sportwissenschafter Tipps, die im Alltag gut umgesetzt werden können. Männer haben oft ganz andere Erfahrungen als Frauen mit den Themen Ernährung und Übergewicht gemacht und werden daher in diesem Projekt hinsichtlich ihrer spezifischen Anliegen und Bedürfnisse professionell und spezifisch begleitet. Dieses innovative Kursangebot ist in Österreich bis dato einzigartig!
Initiative Movember
Der nächste "Movember" kommt bestimmt und mit ihm startet alljährlich eine der nettesten und außergewöhnlichsten Initiativen zum Thema Männergesundheit. Die Fundraising-Organisation für Männergesundheit "Movember" fordert Männer jeden November dazu auf, sich einen Schnurrbart (franz. "moustache") stehen zu lassen - als sichtbares Zeichen des in Sachen Gesundheitsvorsorge bewegten Mannes.
Die jährliche Movember-Kampagne animiert Männer dazu, sich Schnauzbärte wachsen zu lassen und darüber zu sprechen 'warum'. Nämlich als sichtbares Zeichen: einerseits aus Solidarität mit an Prostata- oder Hodenkrebs erkrankten Männern, andererseits sollen Gespräche über mögliche Vorsorgemaßnahmen angeregt und die Krankheiten aus der Tabuzone geholt werden.
Vorsorgen ist die beste Medizin
Die eigene Gesundheit ist das wichtigste Gut - egal, ob für Frauen oder Männer. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sollten daher in jedem Terminkalender stehen. Denn vorsorgen ist bekanntlich besser als heilen und dabei kann auch eine private Krankenzusatz-Versicherung helfen. Viele Versicherer bieten Produkte an, bei denen die Kosten einer Vorsorgeuntersuchung übernommen werden. Nähere Infos dazu finden Sie z.B. unter Generali Gesundheitsvorsorge
*Quelle:http://www.sozialministerium.at/site/Soziales/Maenner/Maennergesundheit/