Wer hat an der Uhr gedreht?

Wenn Ihre innere Uhr wieder einmal verrückt spielt, liegt das wahrscheinlich an der Zeitumstellung. Wie die Stunde vor oder zurück unser Leben tatsächlich beeinflusst. 

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Am 26. Oktober wird die Uhr um eine Stunde zurück und damit von Sommer- auf Winterzeit (=Normalzeit), bzw. von MESZ (Mitteleuropäische Sommerzeit) auf MEZ (mitteleuropäische Zeit) gestellt. Die Zeitumstellung findet nachts um 3:00 Uhr statt - die Uhr wird zurückgedreht - und man gewinnt dadurch eine Stunde länger Schlaf, aber so mancher - egal ob Mensch oder Tier - erlebt die Umstellung als belastend.

Seit wann gibt's die Zeitumstellung?

Eingeführt wurde die Zeitumstellung erstmals am 30. April 1916 in Österreich Ungarn während des Ersten Weltkrieges. Sie galt in Österreich bis 1920 mit Ausnahme von 1919 und in Ungarn bis 1919. Es herrschten damals in ganz Europa unterschiedliche Beginn- und Endzeiten und auch generell uneinheitliche Regelungen innerhalb Österreich-Ungarns, was verständlicherweise zu vielen Schwierigkeiten vor allem auch im Bahnverkehr führte. Der Hintergrund der Einführung: man wollte Tageslicht sparen, was auch aus der damaligen englischen Bezeichnung 'Daylight Saving Day' hervorgeht.

In den Jahren 1919 bis 1939 gab es keine Zeitumstellung, wieder eingeführt wurde die Sommerzeit erst im Kriegsjahr 1940. In den Jahren 1940 und 1941 gab es nach Erlass der „Verordnung über die Verlängerung der Sommerzeit" hingegen keine  Rückumstellung zurück auf MEZ; die Sommerzeit MESZ galt daher durchgehend von April 1940 bis November 1942. 1942 bis 1947 gab's in Österreich, bzw. in der Ostmark wieder eine Sommerzeit, wobei man sich an Deutschland orientierte. Dann war zunächst mal Schluss mit der regelmässigen Zeitumstellung - mit der Ankunft der Alliierten 1945 wurden peu à peu viele nationalsozialistische Regelungen, wie eben u.a auch die Zeitumstellung, rückgängig gemacht.

Erst wieder 1976 wurde mit dem Zeitzählungsgesetz die Grundlage geschaffen, dass die Regierung per Verordnung wieder eine Sommerzeit einführen kann, 1980 schließlich wurde in Österreich wie auch in der BRD und der DDR die Zeitumstellung erneut eingeführt. Gründe waren u.a. die Anpassung an die Nachbarländer, sowie die bessere Nutzung des Tageslichts zur Einsparung von Energie.

Zunächst wurde die Sommerzeit bei uns wie auch in Deutschland für die Zeit von März bis September wieder eingeführt; durch die Vereinheitlichung der unterschiedlichen Sommerzeitregelungen in der Europäischen Union wurde dann 1996 die Sommerzeit um einen Monat, bis zum letzten Sonntag im Oktober, verlängert.

Die mitteleuropäische Sommerzeit beginnt nun jeweils am letzten Sonntag im März um 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit, dann wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt und man verliert eine Stunde Schlaf. Das Ende der MSZE ist dann immer am letzten Sonntag im Oktober um 3 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Im Zeitpunkt des Endes der Sommerzeit wird die Stundenzählung um eine Stunde von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt. Ein guter Trick um sich zu merken, wann die Zeiger vor und wann zurückgestellt werden ist der 'Schanigarten Trick': Im Frühjahr werden die Stühle VOR das Café gestellt, im Herbst kommen sie ZURÜCK ins Lager.

Vor und - Nachteile der Sommerzeit

Grund für die Einführung, und ein Vorteil der auf der Hand liegt:  Stromersparnis, weil durch die Zeitumstellung die Leute früher aufstehen, nämlich zu einem Zeitpunkt, wo die Sonne schon scheint. Dadurch erspart man sich am Abend  eine Stunde Strom für Licht in den Haushalten, weil man auch eine Stunde früher schlafen geht. Anders interpretiert: Der Hauptvorteil der Zeitumstellung sind längere Abende, bzw. längeres Tageslicht am Abend. Dadurch sind Aktivitäten am Abend länger bei Tageslicht und wärmeren Temperaturen möglich. 

Das war's dann aber auch schon mit den Vorteilen. Es gibt aber auch eindeutig negative Auswirkungen der Sommerzeit: so gibt es am Montagmorgen nach der Zeitumstellung im Frühjahr mehr Verkehrsunfälle als an einem gewöhnlichen Montagmorgen - einfach dadurch begründbar, dass die Menschen durch eine Stunde weniger Schlaf schlichtweg unausgeschlafener sind. Der gegenteilige Effekt, dass es bei der Zeitumstellung im Herbst weniger Unfälle gibt, ist hingegen nicht nachweisbar.

Auch ist die Zeitumstellung selbst ein irrsinniger Zeitfresse, müssen doch alle Uhren - zumindest jene, die nicht vorprogrammiert sind - händisch umgestellt werden. Und das betrifft nicht nur altmodische Handyuhren, Armbanduhren und Kamerauhren,  sondern auch  Straßenuhren und Kirchturmuhren. Wenn jeder Österreicher im Schnitt 4 Uhren hat, dann sind in Österreich 32 Millionen Uhren umzustellen. Rechnet man pro Uhrenumstellung drei Minuten im Durchschnitt, so braucht man ca. 100 Millionen Minuten oder 190 Jahre (!) bis allein in Österreich alle Uhren umgestellt sind. Also auch ein volkswirtschaftliches Argument gegen die Uhrenumstellung, wobei dabei die Fehlerquote noch gar nicht mitbedacht ist: schliesslich geht Jahr für Jahr bei der Zeitumstellung auch einiges schief: entweder vergisst man selbst die Uhr um zu stellen, und verpasst so unter Umständen einen Termin, oder es kommt zu Komplikationen bei der Fahrplanumstellung von Bus, Bahn oder Flugverkehr.

Ganz zu schweigen von den über den ganzen Sommer hinweg natürlich immer eine falsche Uhrzeit anzeigenden Sonnenuhren, und den Kühen, die plötzlich von einem Tag auf den anderen um eine Stunde früher oder später ihre Milch hergeben sollen. Doch auch sensible Menschen leiden unter der Sommerzeit: Genannt werden unter anderem empfindliche Störungen des menschlichen Biorhythmus und auch der Schlaf-Wach-Rhythmus kommt durcheinander, sodass es in der Übergangszeit zu Schlafproblemen, ähnlich wie bei einem Mini-Jetlag kommt.

Auch Konzentrationsstörungen, Depressionen, Gereiztheit, Herzfrequenz-Schwankungen, Appetitlosigkeit und Verdauungsprobleme können vorkommen. So gibt es eine Studie aus Russland, die besagt, dass durch die Zeitumstellung die Selbstmordrate um 66% und die Rate an Herzinfarkten um 50% zunimmt. Besonders schwierig ist es auch, Kinder dazu zu bringen, plötzlich um eine Stunde früher aufzustehen.

Allgemeine Tipps, wie z.B. so zu tun, als gäbe es keine Zeitumstellung, helfen leider nicht allen. Vielmehr verhält es sich bei der Zeitsensibilität um ein sehr individuelles Phänomen, und während die einen massiv unter der Zeitumstellung leiden, ist es dem anderen Teil der Menschheit schlichtweg ganz egal.

Probleme bei e-bay

Zwar sind die meisten Computersystem hilfsbereit und stellen die Uhr selbsttätig um, aber manchmal ist man doch erstaunt, welche Auswirkungen diese Selbstständigkeit hat. Im letzten Jahrzehnt hat das Internetauktionshaus e-bay wiederholt böse Überraschungen erlebt: Bei Auktionen, die in der kritischen Phase der Zeitumstellung enden sollten, fiel der Hammer exakt eine Stunde zu früh - nachdem dann schon ein offizieller Gewinner bekannt gegeben worden war, startete die gleiche Auktion gleich noch einmal. Dieses Mal dauerte sie allerdings nur 60 Minuten und einem anderen Käufer wurde der Zuschlag erteilt. Wer von beiden darf den Artikel denn nun behalten?

So waren nicht nur die Kunden verwirrt, sondern vor allem die Verkäufer fühlten sich auf den Arm genommen. Denn in den letzten Minuten einer e-bay-Auktion schnellen die Preise traditionell noch einmal in die Höhe. Endet dann die Auktion plötzlich früher, bleibt dieser Effekt aus und der Verkäufer geht möglicherweise mit Verlusten vom Platz. Seit 2009 meistern ebay und vermutlich mittlerweile auch andere online Aktionshäuser die Zeitumstellung aber mit Bravour und z.B. folgendem Text auf der Startseite: 'Am 26. Oktober um 3.00 Uhr morgens endet die Sommerzeit. Die Uhren werden dann um 3.00 Uhr um eine Stunde auf 2.00 Uhr zurückgestellt. Alle Angebote bei eBay, die vor der Zeitumstellung beginnen und danach enden, haben trotzdem die exakte, beim Einstellen angegebene Angebotsdauer von 24 Stunden bzw. 3, 5, 7 oder 10 Tagen." Man hat also die Dauer der Auktion (24 Stunden oder eben Tageseinheiten) als Parameter definiert und nicht die aktuelle Uhrzeit, bzw. Endzeit der Auktion um so Missverständnisse zu vermeiden.

Abschaffung der Sommerzeit?

Immer wieder gibt es internationale wie auch nationale Initiativen zur Abschaffung der Sommerzeit. So meinen viele, dass die Nachteile die Vorteile bei Weitem überwiegen. Erst im April 2014 hat sich die CDU beim Parteitag in Berlin für die Abschaffung der Sommerzeit in ganz Europa stark gemacht: so nahm eine Mehrheit der Delegierten einen entsprechenden Antrag an. Darin heißt es: "Wir setzen uns dafür ein, dass die Zeitumstellung in Europa abgeschafft wird und zukünftig wieder eine einheitliche ganzjährige Zeit gilt." Die Umstellung sei teuer und umständlich, zudem seien "gesundheitliche Beeinträchtigungen von Mensch und Tier" entstanden.

Auch in Österreich gibt es entsprechende Initiativen: Im Salzburger Landtag wurde im März 2014 ein entsprechender Antrag eingebracht und von ÖVP, SPÖ, FPÖ und Grünen gegen die Stimmen des Team Stronach angenommen. Hintergrund des Antrags: die Salzburger hätten sich, in einer Umfrage von SALZBURG24, für eine Abschaffung der Sommerzeit ausgesprochen. 58,59% halten die Sommerzeit für sinnfrei und sehen in der Umstellung nur Nachteile. 41,41% sind da allerdings anderer Meinung und wollen die Umstellung auf Sommer- und Winterzeit beibehalten, da sie eben auch viele Vorteile bringe. Bei einer Änderung der  Sommerzeit wäre im Übrigen natürlich die EU am Zuge, gibt es doch seit 1996 eine einheitliche Regelung. Aber bislang hat die EU noch andere Sorgen und eine ernsthafte Debatte über die Abschaffung der Sommerzeit ist noch nicht entbrandet.

Alle Jahre wieder erfolgt die Umstellung der Zeit. Versuchen Sie einfach Ihren natürlichen Rhythmus beizubehalten, dann klappt die Anpassung. 

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