Melk bis Krems entlang der Donau, das gilt gemeinhin als die Wachau. In einer guten Stunde von Wien aus erreichbar, ist sie das perfekte Ziel für Weinliebhaber, Kulinarik-Fans, Wanderbegeisterte und Radfahrer. Ein bisschen Kondition in den Beinen schadet zwar nicht – aber auch die Gemütlichen kommen bei all dem Grünen Veltliner, den Burgen und Stiftsgebäuden auf ihre Kosten.
Sanftes Radparadies – mit und ohne E
Die Wachau ist besonders bei Radfahrern beliebt, die es gerne ruhig angehen. Auch der Donauradweg von Passau nach Wien schlängelt sich durch das sanfte Hügelgebiet, das im Frühjahr mit einem Meer aus Marillenblüten und im Herbst mit einem nicht enden wollenden Strom aus Jungwein begeistert. Der Donauradweg führt dabei ständig am Fluss entlang und ist demnach flach und einfach zu bewältigen. Familien mit Kindern sind dort ebenso aufgehoben wie Senioren, die mittlerweile dank E-Bikes mit gehörig Spannung unterm Hintern durch die Wachau radeln.
Entschleunigtes Dorfleben und ausreichend Hydrierung
Wer sich ein wenig Digitale Detox gönnen und Handy und Laptop am liebsten für einige Tage vergessen will, ist in den verschlafenen Dörfchen der Wachau perfekt aufgehoben. Die engen Kellergassen und alten Weinpressen lassen die Gedanken so schnell in vergangene Zeiten schweifen, da bleibt vor lauter Schauen und sich einige Jahrhunderte in die Vergangenheit zurückversetzt Fühlen sowieso kein Nerv für allzu Modernes. Vergessen Sie beim Staunen mit offenem Mund aber nicht, letzteren genügend zu befeuchten. Der hausgemachte Traubensaft – mit und ohne Prozente – sorgt für gehörig Erfrischung nach einer langen Wanderung. Alles im Sinne der Hydrierung, versteht sich.
Eldorado für (Wein-) Wanderer
Nirgends sonst findet man auf so kleiner Fläche eine derartige Vielfalt an Wanderrouten wie in der Wachau. Dabei kann jeder wählen – soll’s heute eine Wanderung durch die Weinberge sein, mit anschließender Winzertour zum Verkosten, oder doch lieber der Aufstieg zur nächsten Burg? Wichtig ist hier wieder die Entschleunigung. Besonders eilig haben es die Wachauer selbst nämlich auch nicht. Wartet man beim Heurigen etwas länger aufs Bestellen, wird das meist noch mit einem reschen Spruch und manchmal einem extra Achterl goutiert. Also am besten in gemütlicher Zufriedenheit zurücklehnen und für alles ein paar Minuten extra einplanen. Das trifft sich auch beim Aufstieg zu Burgen und Ruinen gut. Denn so können Sie jede Biegung zum Panaorama-Platzerl erklären und die sanften Windungen der Donau von oben bestaunen. Unser Tipp: Burg Aggstein (am besten erhalten), Burg Dürnstein (toller Aufstieg vom Dorf oder über den Vogelbergsteig) und Ruine Hinterhaus (wenig bekannt, weniger besucht, aber toller Rundumblick).
In vino veritas
Wenn der lateinische Ausdruck stimmt, wonach im Wein die Wahrheit liegt, gibt es wohl keinen wahrhaftigeren Ort als die Wachau. Hier dreht sich alles ums gute Tröpferl. Dabei muss der vergorene Traubensaft nicht immer in seiner reinsten Form konsumiert werden. Machen Sie’s wie die Raupe Nimmersatt und kosten Sie sich durch allerhand Leckereien, die aus dem regionalen Wein gemacht werden. Ob Rieslingschaumsuppe, Sauerkraut mit herrlich fruchtigem Verjus oder Veltliner-Schokolade – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ihrer Lust auf Neues hoffentlich auch nicht.
Zu Fuß, am Rad, zu Wasser
Egal, wo Sie wohnen, Sie werden ab und an mal ans andere Ufer wollen. Rollfähren sind in zeitlichen Abständen zueinander im Einsatz und bringen Urlauber und Einheimische von einem Donauufer zum anderen. Auch Hunde dürfen an Board. Meinem Möchtegern-Wolf waren die ersten beiden Überfahrten zwar noch nicht geheuer, aber irgendwann fühlte er sich sichtlich wohl und genoss das (kurze) Dasein als gestandener Seebär.
Wer gern etwas länger am Wasser ist, kann sich eine Donau-Schifffahrt überlegen. Ob gemütlicher Mädels-Abend oder romantischer Trip mit dem Liebsten – Packages gibt es genug, und das in jeder Preisklasse. Das Beste an einer Schifffahrt: Endlich sehen Sie die Weinberge auf beiden Uferseiten gleichzeitig, Sie werden kulinarisch bestens versorgt und das gemütliche Dahintuckern am Wasser tut der Seele gut.
Welches Ufer?
Wenn Sie überlegen, wo Sie schlussendlich Ihre Unterkunft wählen, gibt es mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Besuchen Sie die Wachau während der eher dunkleren Jahreszeit, ist definitiv das Nordufer zu empfehlen. Denn da scheint Ihnen bereits in der Früh die Sonne ins Zimmer, während die Besucher auf der anderen Seite der Donau noch die Eiszapfen vom Fenster kratzen. Herbst bis Frühjahr zahlt sich in jedem Fall eine Unterkunft mit kleinem Wellness-Bereich aus. Jaja – es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung. Das Aufwärmen in der Sauna danach ist trotzdem jeden Cent wert. Generell sind die Städtchen am Nordufer preislich eher gehobener als jene am Südufer.
Der perfekte Wochenend-Plan
Persönlich empfehle ich für die Wachau drei bis vier Tage. So geht sich von allem ein bisschen etwas aus: ein Tag zum Ankommen, einer zum Spazieren und einer zum Entschleunigen. Auch das Eingrooven auf die Urlaubsstimmung braucht ein wenig. Ein Tag für spannende Burgbesteigungen und Kletterrouten. Ein Tag für entspanntes Radfahren am Flussufer, das Donau-Lüfterl im Haar und die Sonne im Rücken. Und jeden Tag ein wenig gustieren, Wein verkosten, mit Winzern plaudern und zwischen den Reben ein Päuschen machen, um die Aussicht zu genießen, Trauben zu naschen und den Raubvögeln zuzusehen, die unentwegt in luftiger Höhe ruhig ihre Kreise ziehen. Und vergessen Sie nicht auf die 3-G-Regel. genießen, gut essen und sich richtig gehen lassen.