Das Mutterland des Teeanbaus ist China. Wann genau dort mit dem Genuss des Heißgetränks begonnen wurde, ist nicht bekannt. Die ersten Nachweise stammen aber aus dem Jahr 221 vor Christus. Schnell breitete sich das Teetrinken auch im Rest Asiens aus, um im 17. Jahrhundert schließlich seinen Siegeszug nach Europa und Russland anzutreten. An der Beliebtheit von Tee hat sich bis heute nichts geändert. Was so lange währt, kann schließlich nicht schlecht sein, oder? Machen Sie sich mit uns auf die Reise zu einigen vielfältigen Teekulturen dieser Welt.
Wer Tee sagt, muss auch Großbritannien sagen
Es gibt wohl keine andere Teekultur, die so berühmt ist wie die britische. Man könnte meinen, in den Adern der Inselbewohner fließt kein Blut, sondern purer Tee. Die erste Tasse gibt es morgens zum Toast, die letzte abends zum Dinner. Rituale rund um die heiße Tasse gibt es aber rund um die Uhr. Um 11 Uhr vormittags gönnen sich Teeliebhaber zu den sogenannten Elevenses ein Tässchen Schwarztee und ein paar Kekse. Festlicher wird es am Nachmittag. Zum Afternoon Tea werden kleine Sandwiches und Scones mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade stilecht auf einer Etagere serviert. Ob Sie nun Earl Grey, Darjeeling oder eine ganz andere Schwarzteesorte bevorzugen – es gibt kaum eine elegantere Art, mehr Pausen in den Alltag einzubauen.
Ostfriesentee – norddeutsche Gemütlichkeit
Weiter geht’s mit der Teatime in der norddeutschen Region Ostfriesland. Denn auch dort ist die sogenannte Teetied fester Bestandteil der Lebensart. Ihr Stellenwert ist so hoch, dass sie sogar als immaterielles Kulturerbe in Deutschland anerkannt wurde. Ein Grund mehr, die ostfriesische Teezeremonie mit schwarzem Assamtee auch einmal auszuprobieren. Die Zubereitung ist eine herrliche Gelegenheit, sich in Achtsamkeit und Geduld zu üben. Zuerst wird die Teekanne mit kochendem Wasser ausgespült und so vorgewärmt. Danach kommt der lose Tee in die Kanne. Faustregel für die Dosierung: ein Teelöffel pro Tasse und ein Teelöffel extra „für die Kanne“. Anschließend füllen Sie die Kanne zur Hälfte mit kochendem Wasser. Erst nach drei bis vier Minuten Ziehzeit wird sie aufgefüllt und der Tee ist fertig.
Bevor Sie einschenken, legen Sie in die Tasse ein großes Stück Kandiszucker. Der sogenannte „Kluntje“ knistert beim Eingießen. Ein Löffel Rahm sorgt für die charakteristischen Wölkchen. Getrunken wird der Tee ohne Umrühren. So ist jeder Schluck erst herb, dann milchig und erst zum Schluss süß. Weniger als drei Tassen zu trinken gilt übrigens als unhöflich und aus Erfahrung weiß ich, dass Ostfriesen es mit ihrem Teeritual sehr genau nehmen. Planen Sie für die traditionelle Teestunde also ruhig etwas mehr Zeit ein.
Türkischer Tee – große Gastfreundschaft in kleinen Gläsern
Als Nächstes sind wir weiter im Süden zum Tee zu Besuch, nämlich in der Türkei. Türkischer Çay kommt ganz ohne Milch oder Obers aus. Auch wenn Kaffee in der Türkei seit Jahrhunderten einen hohen Stellenwert genießt – das Teetrinken gehört fest zur berühmten türkischen Gastfreundlichkeit. Verwendet wird Schwarztee aus der Provinz Rize. Wer es ganz traditionell mag, braucht einen sogenannten Çaydanlık, der aus zwei übereinandergestapelten Kännchen besteht und der kleine Bruder des russischen Samowars ist. Sie können aber auch einfach einen sehr starken Schwarztee zubereiten und ihn gemeinsam mit einer Extrakanne heißem Wasser servieren. So kann jeder Gast individuell dosieren, wie kräftig der Çay sein soll. Gesüßt mit Würfelzucker wird türkischer Tee möglichst heiß aus kleinen Teegläsern getrunken. So erwecken Sie die wohlige Atmosphäre türkischer Teehäuser auch zu Hause zum Leben.
Masala Chai – süßes Familiengeheimnis aus Indien
Die nächste Station verschlägt uns ins exotische Indien, denn auch dort ist der Genuss aus der Tasse ein heißes Tee-ma. Am indischen Masala Chai ist besonders spannend, dass es kein festes Rezept gibt. Viele Familien haben ihre eigene Zubereitungsmethode und die ist nicht selten ein gut gehütetes Geheimnis. Auf jeden Fall kommen starker Schwarztee, Milch und Zucker in die Tasse. Seinen besonderen Geschmack verleihen dem Masala Chai aber Gewürze wie Kardamom, Zimt, Ingwer, Pfefferkörner, indische Lorbeerblätter, Nelken oder Muskat. Die Gewürze werden mit Wasser aufgekocht und abgesiebt, bevor Tee, Milch und Zucker zugegeben und noch einmal aufgekocht werden. Experimentieren Sie ein bisschen, um Ihr persönliches Rezept zu entwickeln, lehnen Sie sich zurück und genießen Sie die kräftigen exotischen Aromen.
Matcha – leuchtend grüner Muntermacher
Unsere Reise führt noch weiter in den Osten. In Japan wird traditioneller Matcha aus geriebenen Grünteeblättern zubereitet und gilt seit einiger Zeit auch bei uns als wahrer Superdrink. Während grüner Tee mir immer ein wenig zu bitter war, bin ich mittlerweile zum Matcha-Fan avanciert, nicht zuletzt aufgrund seines milden, leicht nussigen Aromas.
Besonders macht den japanischen Tee aber auch seine Zubereitung, die sich deutlich vom einfachen Aufbrühen unterscheidet. Aber keine Sorge, für Ihre persönliche Teezeremonie brauchen Sie nicht viel: eine große Keramikschale, ein kleiner Bambuslöffel und ein Bambusbesen, der auf den ersten Blick ein wenig an einen Rasierpinsel erinnert – schon sind Sie startklar für asiatischen Teegenuss. Zum Ausprobieren reichen aber auch ein ganz normaler Teelöffel und ein elektrischer Milchschäumer. Zwei Löffelchen (circa ein Gramm) Matchapulver wird in der Keramikschale mit ein wenig kaltem Wasser zu einer glatten Paste verrührt. Erst im zweiten Schritt folgt die Zugabe von etwa 70 Millilitern nicht mehr kochendem Wasser. Anschließend wird der Tee eine Minute lang kräftig schaumig geschlagen. Schon die Zubereitung wird so zur kleinen Meditationsübung, bevor Sie sich Schluck für Schluck entspannen können.
Haben Sie jetzt Lust auf die eine oder andere Tasse Tee bekommen? Probieren Sie ein paar Anregungen aus und schicken Sie Ihren Gaumen auf Entdeckungsreise.