Mehr Glanz und kräftigere Farbe, Feuchtigkeit und Sprungkraft für Locken, Linderung für gereizte und schuppende Kopfhaut – die Liste mit Anforderungen an eine gelungene Haarpflege ist lang. Und genauso lang sind die Regale mit Shampoos, Spülungen und anderen Pflegeprodukten in der Drogerie. Da kann es leicht passieren, dass das Portemonnaie immer leerer, der heimische Badezimmerschrank dafür immer voller wird. Dabei lassen sich durch den gezielten Einsatz natürlicher Produkte mindestens genauso tolle Ergebnisse für die Haarpracht erzielen. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch Körper und Natur.
Synthetische Duftstoffe, Alkohol, Silikone und aggressive Sulfate in herkömmlichen Produkten können nicht nur Haar und Kopfhaut angreifen. Am Ende der Wäsche landen die unnötigen Zusatzstoffe über das Abwasser auch in der Umwelt.
Um das zu vermeiden, stellen wir Ihnen die wichtigsten Tipps und Tricks für natürliche Haarpflege vor – von der richtigen Wäsche für alle Haartypen über Pflegespülungen bis hin zum perfekten Styling.
Entziehungskur für fettige Haare
Ihr Haaransatz fettet schnell nach? Die Lösung des Problems ist denkbar einfach und kommt sogar ganz ohne Zutaten aus: Waschen Sie Ihre Haare weniger. So wird die Talgdrüsenproduktion nicht noch zusätzlich angeregt. Geht es Ihnen wie mir, landen Sie sonst schnell in einem Kreislauf, der eine tägliche Haarwäsche erfordert. Außerdem wird das Haar so weniger strapaziert, was besonders für die Haarpflege im Winter ein weiterer Vorteil ist. Die gute Nachricht: Schicken Sie Ihre Haare auf Wasch-Entzug, gewöhnen Sie sich an den neuen Rhythmus. Die weniger gute Nachricht ist, dass die Umstellung mehrere Wochen in Anspruch nimmt. In dieser Übergangsphase ist Trockenshampoo Ihr bester Freund. Aus zwei Teilen Mais- oder Kartoffelstärke und einem Teil Natron lässt es sich schnell herstellen. Noch einfacher ist die Umstellung in der kalten Jahreszeit. Sitzt die Frisur nicht, lautet mein Motto einfach „Mütze drüber“.
Haarshampoo für alle Haartypen
Zu den bekanntesten Alternativen zum Shampoo aus der Flasche gehört die Haarwäsche mit Roggenmehl. Nicht umsonst finden sich die aufbauenden und pflegenden Mineralstoffe und Aminosäuren aus dem Getreide auch in so manchem industriell hergestellten Produkt. Auf alle weiteren Zusatzstoffe können Sie aber getrost verzichten, wenn Sie einfach vier bis fünf Esslöffel Vollkornroggenmehl mit 300 Milliliter warmem Wasser mischen, die Masse in den Haaren verteilen, fünf Minuten einwirken lassen und anschließend gut ausspülen. Finger weg von anderen Mehlsorten – sie enthalten zu viel Gluten und verkleben das Haar.
Wer auf ein schäumendes Erlebnis in der Dusche nicht verzichten will, mischt flüssige, rückfettende Naturseife zu gleichen Teilen mit Kokosmilch. Die besonders pflegende Mischung hält sich im Kühlschrank bis zu drei Wochen.
Eine Spülung für alle Fälle
Schon meine Großmutter wusste, dass eine Spülung mit Apfelessig dafür sorgt, dass unser Haar geschmeidig, glänzend und leichter kämmbar ist. Gegen den intensiven sogenannten Saure-Rinse-Geruch helfen einige Tropfen ätherisches Öl. Rosmarinöl oder Teebaumöl wirken zusätzlich antibakteriell und bekämpfen Schuppen. So wird die Spülung auch für die gereizte Kopfhaut zur Wohltat.
Die Säure im Essig kann koloriertem Haar allerdings bei häufiger Anwendung Farbe entziehen. Zum Glück ist aber auch für die Leuchtkraft von rotem, blondem und dunklem Haar das passende Kraut gewachsen. Hibiskustee sorgt für strahlende Rottöne, Kamille lässt blonde Mähnen glänzen und schwarzer Tee intensiviert dunkle Haarfarben.
Ein Tee aus Löwenzahnblüten oder Salbeitee besänftigt juckende Kopfhaut, ebenso wie ein Lavendelaufguss. Für blondes Haar sind die wohlriechenden blauen Blüten aber nicht geeignet. Das gilt auch für einen Tee aus vier bis fünf frischen zerkleinerten Kastanienblättern und einem Liter Wasser. Die Spülung lässt die Haarfarbe leicht nachdunkeln. Dafür wird sprödes Haar wieder wunderbar geschmeidig.
Beauty aus dem Bienenstock
Ob als Zutat in der Pflegekur oder für das Styling – Honig ist ein wahres Wundermittel für wallende Mähnen und perfekt sitzende Frisuren. Eine Kur aus einem Teelöffel Honig, dem Saft einer Zitrone, zwei Eidottern und einem Eiklar baut strohiges und strapaziertes Haar wieder auf. Besonders gern nutze ich die Intensivkur im Sommer oder nach dem Urlaub, wenn die Haare der Sonne, dem Salzwasser oder Chlor ausgesetzt waren. Aber Achtung: Mit der Zeit können die Glucose-Oxidasen im Honig das Haar leicht ausbleichen lassen.
Auch für ultrastarkes Haargel darf Honig nicht fehlen. Lassen Sie zehn Gramm Leinsamen und 250 Milliliter Wasser für fünf Minuten leicht köcheln, sieben Sie die Samen anschließend ab und rühren Sie einen halben Teelöffel Honig in die Flüssigkeit – schon kann das Styling beginnen. Für kraftvolle Locken lassen Sie die Haare anschließend an der Luft trocknen.
Ein halber Liter destilliertes Wasser und ein Teelöffel Honig in einer Sprühflasche ergeben einen selbst gemachten Haarfestiger, der nicht nur Halt verleiht, sondern auch noch pflegend ist. Damit gelingen sogar kunstvolle Hochsteckfrisuren wie der legendäre „Beehive“ ganz ohne Chemie aus der Drogerie.
Probieren Sie’s aus – mit ein bisschen Experimentierfreude und Geduld werden so vielleicht auch Ihre Träume von natürlicher Haarpracht schon bald wahr.