„Der Kummer, der nicht spricht, nagt leise an dem Herzen, bis es bricht.“ William Shakespeare hat es mit seinem Zitat ziemlich gut auf den Punkt gebracht. Aber nicht nur in Gedichten: Kaum ein anderes Thema wird so oft in Songs und Filmen behandelt wie Liebe und Liebeskummer. Ein gebrochenes Herz tut weh, aber seien wir ehrlich: Trauer macht auch kreativ. Denn nicht umsonst sind die schönsten Liebessongs die, die von der (unerfüllten, unerwiderten) Liebe handeln. Aber schauen wir uns erst mal an, welche Prozesse in unserem Körper dafür verantwortlich sind, dass wir in dieser Situation so leiden.
Liebeskummer, gebrochenes Herz, Herzschmerz
Ausdrücke für diesen Zustand gibt es viele. Charakteristisch dafür sind Stiche im Herzen, starkes Ziehen in der Magengegend und ein Kloß im Hals, sobald man an die verflossene Liebe denkt. Aber nicht nur im wachen Zustand setzen wir uns mit unserer Trauer auseinander, wir verarbeiten diese nämlich auch in unseren Träumen. Wer schon mal an einem gebrochenen Herzen gelitten hat, kann vermutlich ein Lied davon singen. Sich auch nachts mit der Trennung auseinanderzusetzen, tut weh, ist aber ungemein wichtig für unsere Trauerverarbeitung. Denn unser Geist kann nur reibungslos funktionieren, wenn wir Erlebtes in unseren Träumen verarbeiten. Aber abgesehen davon, wie wirkt sich Liebeskummer auf unseren restlichen Körper aus?
Wenn aus dem Kribbeln Stiche werden
Verliebt zu sein, ist unglaublich schön. Bei frisch Verliebten sind die Glückshormone Dopamin und Serotonin im Gehirn in hohen Dosen konzentriert und sorgen dafür, dass wir vor Lebensfreude und Positivität nur so strotzen. Wir sehen dann alles um uns herum durch die sprichwörtliche „rosarote Brille“. Leiden wir unter Liebeskummer, sinkt die Konzentration dieser Glückshormone und somit auch unsere Stimmung. Wir fühlen uns lust- und antriebslos, unser Körper ist unter enormem Stress und leidet. Bleibt dieser Zustand über längere Zeit erhalten, so kann es zu depressionsähnlichen Symptomen kommen. In den meisten Fällen gehen diese von allein nach einigen Wochen vorbei und sind deshalb kein Grund zur Besorgnis. Falls Sie sich jedoch Monate nach dem Beziehungsende noch lust- und antriebslos fühlen und keine Freude am Leben verspüren, sollten Sie ein Gespräch mit einem Experten in Erwägung ziehen. Für viele ist der Gang zum Psychologen immer noch ein Tabuthema, dabei tut es gut, mit jemanden, abseits der besten Freundin, über den ganzen Seelenballast zu sprechen!
Apropos Experten: Wissenschaftlern zufolge entzieht uns Liebeskummer nicht nur Dopamin, sondern er führt auch zu nachweislichen physischen Reaktionen wie Stechen im Herzen. Wer schon einmal verlassen wurde, der weiß: Es bricht von einem Tag auf den anderen eine Welt zusammen. Wir haben plötzlich die Kontrolle verloren und stehen vor einer ungewissen Zukunft. Wer zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus? Wie wird das Sorgerecht aufgeteilt? Wer kümmert sich um das gemeinsame Haustier? Fragen wie diese ziehen enormen Stress nach sich – Stress, der uns alle Kraftreserven kostet. Denn damit unser Körper mit dieser plötzlichen Belastung umgehen kann, braucht er jede Menge Energie. Halten diese Stressphasen eine Weile an, was während einer Trennung üblich ist, so kommt es zu körperlichen Beschwerden wie beispielsweise Schmerzen im Brustkorb.
Wenn jemand Liebeskummer hat, sagt man oft der-/diejenige leidet an einem „gebrochenen Herzen“. Aber wussten Sie, dass das nicht nur eine Redensart ist, sondern auch wissenschaftlich begründet ist?
Das Broken-Heart-Syndrom
Seit Anfang der 1990er-Jahre ist das Krankheitsbild „Broken-Heart-Syndrom“ (zu Deutsch „Gebrochenes-Herz-Syndrom“) bekannt. Wie das Wort „Herz“ in dem Namen bereits vermuten lässt, zeigen sich kardiale Symptome, ähnlich wie bei einem Herzinfarkt: Schmerzen in der Brust, Atemnot, erhöhte Herzenzymwerte im Blut und Veränderungen im EKG. Auslöser sind lang anhaltende starke seelische Belastungen, wie sie nach einer Trennung oder beim Tod eines geliebten Menschen auftreten. Diese Herzmuskelerkrankung heilt aber bei den meisten Menschen nach einigen Wochen wieder vollständig und von alleine aus.
Your love is a drug!
Es gibt unzählige Lieder, die sich mit dem Suchtpotenzial von Liebe beschäftigen und das ganz zu Recht! Denn wie Suchtexperten herausgefunden haben, spielen sich Liebe und Drogensucht in derselben Hirnregion ab. Liebende und Abhängige haben emotionale Hochs, leiden unter Schlaflosigkeit und verspüren Herzklopfen. Wird man verlassen, so wird dem Körper plötzlich der Signalreiz zur Produktion von bestimmten Glückshormonen entzogen. Der Verlassene hat dann Entzugserscheinungen, ähnlich wie bei einem Süchtigen.
Aber nach all dem Herzschmerz haben wir auch gute Nachrichten: Dieser hormonelle Ausnahmezustand bei einer Trennung hält nicht ewig an! Die Schmerzen nehmen von Tag zu Tag ab und langsam findet man wieder zu sich selbst. Denn wie heißt es so schön: Die Zeit heilt ja bekanntlich alle Wunden! Und wie Sie besser mit Liebeskummer umgehen können, erfahren Sie im zweiten Teil unserer Artikelreihe.