"Fernbeziehung? Kommt nicht infrage!" - Das habe ich noch vor ca. einem Jahr gesagt. Jetzt, ein paar Monate später habe ich– Sie können es sich schon denken – eine Fernbeziehung. Das Leben passiert, während wir Pläne machen. Oder wie geht dieser Spruch noch einmal? Es hat sich einfach so ergeben und jetzt versuche ich in Zeiten von Corona, Aus- und Einreiseverboten und langen Zugfahrten das Beste daraus zu machen. In diesem Artikel geht es darum, was es braucht, um die Liebe trotz Distanz aufrechtzuerhalten.
Alltagsprobleme ade!
Dass die Entfernung nicht gerade das Sich-nahe-Sein stärkt wissen wir, aber kann die Distanz nicht auch gut für eine Partnerschaft sein?
Das kommt ganz darauf an: Sind Sie jemand, der Menschen um sich herum benötigt und nicht gerne allein ist, dann können Hunderte von Kilometern tatsächlich zu einer echten Bewährungsprobe werden. Sind Sie aber eher so wie ich und genießen die Zeit für sich und brauchen tatsächlich regelmäßige Ruhepausen, dann kann Ihnen mehr Raum in einer Partnerschaft tatsächlich guttun.
Lästige Alltagsprobleme wie die dreckigen Socken, die immer neben statt im Wäschekorb landen, oder die ewige Diskussion darüber, wer heute den Abwasch macht und den Müll rausträgt, kommen erst viel später. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, länger auf Wolke sieben zu schweben, bevor die Gewitterwolke „Alltagsprobleme“ ein Donnerwetter aufziehen lässt. Gerade wenn Sie es gewöhnt sind, den Alltag allein zu meistern, dann kann es helfen, sich langsam aufeinander einzuspielen und nicht von heute auf morgen altbewährte Gewohnheiten für den Partner zu verändern oder gar aufzugeben (denken wir hier ans Socken-Beispiel!).
Sehnsucht nach mehr
Sie können sich, wenn überhaupt, nur an den Wochenenden sehen? Ja, das Warten ist schrecklich und manchmal wünscht man sich nach einem harten Arbeitstag den Liebsten, der einen in den Arm nimmt, aber: Vorfreude ist bekanntlich die größte Freude. Wenn Sie sich dann endlich sehen, fühlt es sich jedes Mal aufs Neue so unglaublich gut an. Dieses Kribbeln in der Magengegend, das sich explosionsartig entlädt, sobald man den Liebsten in der Ferne erblickt. Dieses besondere Gefühl wird meist nur Liebenden in einer Fernbeziehung zuteil.
Wochenenden gut genutzt
Da das Wiedersehen jedes Mal aufs Neue etwas ganz Besonderes ist, versucht man die gemeinsamen Wochenenden bestens zu nutzen. Gerade die gemeinsamen Momente und Erlebnisse sind in einer Beziehung so wertvoll. Natürlich kann aber auch ein Wochenende auf der Couch sehr erfüllend sein.
Zeit für sich – Zeit für die Karriere
Dieser Punkt ist nicht nur für eingefleischte Workaholics von Vorteil. Da Sie die Wochentage für sich haben, haben Sie mehr Zeit, sich auf Ihre Karriere zu konzentrieren. Oftmals benötigt man in Jobs zeitliche Flexibilität. Wenn Sie von frühmorgens bis spätabends arbeiten, wird das Ihrer Partnerschaft auf Dauer nicht guttun. Bei einer Fernbeziehung hingegen können Sie sich maximal auf Ihren Job konzentrieren und haben bessere Chancen, auf der Karriereleiter ganz weit nach oben zu klettern.
Von den Vorteilen kommen wir jetzt zu den Schwierigkeiten, die in einer Fernbeziehung auf uns lauern.
Planen, planen und nochmals planen!
Viele unterschätzen den Planungsdruck in einer Fernbeziehung. Ich bin ein richtiger Freigeist, plane gar nichts und lasse (fast) alles auf mich zukommen. Nun, was soll ich sagen: Das geht in einer Fernbeziehung natürlich nicht mehr. Vorplanung ist das A und O! Das reicht von gemeinsamen Urlaubstagen bis hin zu der Frage, wann es die günstigsten Reisetickets gibt (glauben Sie mir, ein bis zwei Tage machen hier einen Riesenunterschied!). Falls Sie Haustiere haben, die Sie nicht mitnehmen können, müssen Sie sich außerdem einen Tiersitter organisieren. Während Corona müssen Sie, je nach Reiseziel, einen negativen Corona-Test vorweisen, was auch wieder mit Planung und zusätzlichem Aufwand verbunden ist. Sie sehen also, es bedarf hier einer guten Vorbereitung, damit dem nächsten Treffen nichts im Wege steht.
Aber nicht nur die Reise muss gut vorgeplant werden, sondern auch Ihre Zeit, die Sie zu Hause verbringen. Freunde und Familie wollen nicht vernachlässigt werden, der Wohnungsputz und der Wäscheturm, der sich seit Tagen häuft, müssen ebenfalls unter der Woche erledigt werden. Sie sehen also: Eine richtige Planung ist das Um und Auf!
Money, Money, Money
Ein wichtiger Aspekt, der auf gar keinen Fall außen vorgelassen werden darf, ist die zusätzliche finanzielle Belastung.
Flug-/Zugtickets eventueller Transport zum Flughafen, Tiersitter und so weiter reißen ein ganz schön großes Loch in den Geldbeutel. Aber auch hier zeigt sich wieder: Eine rechtzeitige Planung kann Ihnen viel Geld ersparen. Je kurzfristiger Sie die Tickets buchen, desto teurer sind sie, also sprechen Sie sich am besten schon im Vormonat mit Ihrem Liebsten ab und planen Sie Ihre Treffen voraus.
Und dann das Thema mit der Eifersucht …
Jeder, der schon einmal eine Fernbeziehung geführt hat oder gerade führt, hat folgenden Spruch schon einmal gehört: „Ja, aber woher weißt du, dass die andere Person dich nicht betrügt?“ Ja, woher weiß man das denn? Kontrollieren kann man es schlecht. Aber hier heißt das Zauberwort: Vertrauen!
Wie in jeder anderen Beziehung gehört eine Portion Vertrauen einfach dazu. Natürlich kann, desto weiter die Distanz ist und desto seltener man sich sieht, umso mehr Misstrauen entstehen. Communication is key! Sprechen Sie mit Ihrem Partner und teilen Sie Ihre Ängste offen in Ich-Form („Ich habe das Gefühl, ich habe Angst usw.“) mit. Sie werden sehen, dass sich die meisten Probleme durch eine offene Kommunikation aus der Welt schaffen lassen!
Damit die räumliche Trennung nicht zu einer emotionalen Distanz führt, teilen Sie Ihrem Partner Ihre Gedanken, Gefühle und Erwartungen täglich mit. Das schafft nicht nur Vertrautheit, sondern verringert eine mögliche Entfremdung aufgrund von Distanz. WhatsApp, Skype und diverse Messenger ermöglichen es uns, auch über eine lange Strecke uns einander näher zu fühlen. Sie können nicht zusammen essen? Wie wäre es mit einer „Date Night“ via Smartphone? Bestellen Sie sich Ihr Lieblingsessen und essen Sie gemeinsam vor der Kamera. Am Anfang mag Ihnen das etwas seltsam vorkommen, aber schon nach ein paar Minuten merken Sie kaum einen Unterschied.
Zusammenhalt verbindet
Was schweißt mehr zusammen als gemeinsame Insider oder Rituale? Etwas, das nur Sie beide pflegen und verstehen. Das „Ritual“, das mein Freund und ich gemeinsam zelebrieren, ist, uns jeden Tag nach dem Aufwachen unseren Traum zu erzählen. Im Grunde ganz simpel, aber dadurch haben wir das Gefühl, trotz Distanz ganz eng miteinander verbunden zu sein. Oder senden Sie sich im Laufe des Tages immer mal wieder Fotos. Was zunächst vielleicht etwas banal klingt, ist eine gute Methode, um Ihren Partner trotzdem an Ihrem Leben teilhaben zu lassen.
Ich denk an dich!
Wir sind es heutzutage gewöhnt, Nachrichten via Messenger oder SMS zu verschicken. Kaum einer macht sich mehr Mühe, Liebesbriefe zu schreiben. In einer Fernbeziehung zeigen aber gerade solche Kleinigkeiten, dass man einander trotz Hunderter von Kilometern nicht vergisst. Oder wie wäre es mit einer Art „Schnitzeljagd“? Bereiten Sie Kleinigkeiten (Süßigkeiten, Notizen o. Ä.) vor, die Sie kurz vor der Abreise in der Wohnung Ihres Schatzes verstecken. Sie werden sehen, dass die Freude umso größer ist, wenn diese in „einsamen“ Momenten gefunden werden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Fernbeziehungen mit der richtigen Planung funktionieren können. Für viele hat die Liebe auf Distanz sogar Vorteile. Ganz wichtig ist aber, dass Sie sich gemeinsam mit Ihrem Partner eine bestimmte Deadline für die Fernbeziehung absprechen. Also, wie lange soll die Fernbeziehung gehen, wann haben Sie vor, zusammenzuziehen? Wenn das Ziel in greifbarer Nähe ist, fällt es uns nämlich leichter, Herausforderungen zu meistern und zudem deren Chancen zu entdecken.