Zugegebenermaßen: Es ist leichter gesagt als getan. Den eigenen Körper, Charakter, ja sich selbst komplett anzunehmen, ist in unserer Gesellschaft besonders für Frauen oft alles andere als einfach. Denn der Körperstress und das Erfüllen von vermeintlichen Idealen und Regeln starten früh. Und die Ziele lauten meist, dünn zu sein, beliebt zu sein, gemocht zu werden, ja, am besten gleich perfekt zu sein. Die eigenen Ecken und Kanten zu sehen und zu akzeptieren, den persönlichen Körperbau anzunehmen, einen starken Charakter zu entwickeln, all das wirkt dagegen meist lange nicht als eine mögliche Alternative zu dem Weg, mit allen anderen mitzurennen.
Gut genug
Doch es gibt einen Gegentrend. Eine Gegenbewegung. Und die sagt: Stopp! Warum erkennen wir unseren Körper nicht als das an, was er ist? Als einzigartig! Warum schließen wir nicht endlich Frieden mit ihm und uns selbst und quälen uns nicht mit exzessivem Sport, Hungern und unnützen Diäten? Die sogenannte Body-Positivity-Bewegung setzt sich genau dafür ein. Und sieht v. a. eines als schön an: Authentizität.
Oftmals hoffen wir auf die Bestätigung von außen. Warten auf die Erlaubnis. Lassen uns Wege vorgeben, die gar nicht unsere eigenen sind. Dabei sind wir bereits alles und v. a. gut genug.
Wenn Sie merken, dass Sie dieses „gut genug“ triggert und verschiedene Gefühle beim Lesen hochkommen, dann halten Sie kurz inne und fragen Sie sich, warum das so sein könnte. Sind Sie sich gut genug? Einfach so, wie Sie sind? Warum? Oder warum nicht?
Tatsache ist: Es ist das eigene Selbstbild, das zählt. Ob man denkt, man kann etwas schaffen, oder nicht – man hat in beiden Fällen recht. Auch wie man in Gedanken mit sich selbst spricht, zeigt, wie man mit sich umgeht. Würde man so mit der besten Freundin sprechen? In diesem Ton, mit dieser Wortwahl?
Es ist Zeit für Selbstliebe
Sich zu lieben, wie man ist, mit allem, was man ist und was man nicht ist, ist kein schneller, einfacher Weg. Aber es ist definitiv an der Zeit, dass Selbstliebe nichts mehr damit zu tun hat, welche Zahl morgens im Bad auf der Waage steht. Ob man Diäten durchhalten kann oder nicht. Ob man schön ist (in wessen Augen eigentlich?) oder ja nicht zu viele Falten hat; oder wie viel man am schnellsten abnehmen kann. Will man sein Leben wirklich damit verbringen, nach außen hin perfekt sein zu wollen, während man sich innerlich selbst foltert und quält?
Wir definieren unseren eigenen Selbstwert. Wir müssen nicht gegen uns und unseren Körper kämpfen oder gar Hass empfinden. Wir dürfen Frieden schließen. Zufrieden sein. Selbstsicher. Glücklich.
Denn ganz ehrlich: Keine Diät oder Zahl auf der Waage hat bisher nachhaltigen Frieden gebracht, oder? Erzwungener Sport fühlt sich auch nicht besonders erfüllend an. Und ständige Debatten im eigenen Kopf, bei denen kein Schiedsrichter „Stopp!“ ruft, sind einfach nur unfair und, über Jahre geführt, äußerst ungesund.
„Es gewinnt die Frau, die sich selbst schön nennt und die Welt herausfordert, sie endlich mit offenen Augen zu sehen,“ schreibt Naomi Wolf und wissen Sie was? Sie hat recht.
Unser Buchtipp
- „Der Mythos Schönheit“ von Naomi Wolf
- „Body Positivity – Liebe deinen Körper“ von Megan Jayne Crabbe