Da hat man es nach Wochen unter Hochdruck mit letzter Kraft in den Urlaub geschafft. Hat nicht nur darauf geachtet, dass nichts liegen bleibt, sondern dem Chef zuliebe vielleicht sogar noch etwas vorgearbeitet. Und dann liegt man bereits am ersten freien Tag mit erhöhter Temperatur im Bett. Andere Variante: Nach fünf überstundenreichen Tagen freut man sich auf das wohlverdiente Wochenende und Samstag Früh meldet sich überdeutlich die Migräne und mit der Aussicht auf Erholung ist es vorbei. Kein Wunder, wenn man da mit dem Schicksal hadert.
Symptome
Was wie ein unglücklicher Zufall oder eine böse Laune der Natur aussieht, ist aber keiner – und hat gleich mehrere Namen: "Leisure Sickness", auch "Weekend Syndrom" oder "Freizeitkrankheit", lautet die Diagnose. Die Symptome reichen von Migräne über Erkältungen, Muskelschmerzen und Übelkeit bis zu einem höchst niederschmetternden Gefühl der inneren Leere, in Fachkreisen auch depressive Verstimmung genannt.
Wie kommt es zu diesem scheinbaren Paradoxon?
Der Organismus reagiert auf jede Veränderung mit Stress. Auch Urlaub und Freizeit stellen unter Umständen große Veränderungen dar. Speziell, wenn ein sehr aktiver Mensch sich plötzlich an den Strand legt. Steht jemand ständig unter Strom, gewöhnt sich der Körper, so ungesund dies sein mag, daran. Plötzlicher Stillstand bedeutet daher eine enorme Umstellung.
Nicht zufällig gilt das Nachlassen des (gewohnten) Drucks mittlerweile als häufigste Auslöser einer Kopfwehattacke.
Die Macht der Psyche
In der Psychologie findet sich ein weiterer Grund, weshalb der Körper in der freien Zeit schlapp macht. Oft ist das Pflichtgefühl so hoch oder die Furcht vor der Kündigung so groß, dass Krankheiten mit aller Kraft unterdrückt werden – bis zum Urlaub. Mit anderen Worten, man fühlt sich in seinem Job überfordert. Auch in der Freizeit loszulassen, kann in diesem Fall schwerfallen.
Wie vorbeugen?
Schließlich geht einem durch das Weekend-Syndrom die so wichtige Regeneration durch die Lappen. Helfen kann, die Ferienzeit langsam anzugehen und nach Möglichkeit nicht vom Schreibtisch direkt zum Flieger zu hecheln. Lieber eine Maschine später abreisen.
Idealerweise beginnt die Prophylaxe aber schon lange vorher, nämlich im Joballtag. Es geht darum, Belastungen nicht anstehen zu lassen, sondern sofort abzubauen. Von selber passiert das nämlich nicht, dazu braucht es schon Bewegung. "Regelmäßig Pausen halten", lautet ein weiteres Gebot.
Time Management und Ernährung
Wie den Urlaub sollte man auch den Arbeitstag langsam angehen. „Das Anstrengendste zuerst, dann habe ich es hinter mir", ist die falsche Strategie. Also am Morgen besser ein paar leichte Aufgaben erledigen und sich langsam steigern.
Auch die richtige Ernährung ist wichtig. Magnesium erhöht die Belastbarkeit. Eine gute natürliche Quelle sind manche Mineralwassersorten, ein Blick auf die Kennzeichnung lohnt sich daher. In Vollkorn- und Milchprodukten, Leber, Geflügel, Fisch und Erdäpfel steckt ebenso reichlich Magnesium. Auch Kalzium wirkt sich positiv aus. Gute Lieferanten sind Milchprodukte, grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse und auch hier wieder einige Mineralwässer.
Harte Fakten
Manche Menschen ändern ihre Arbeitsgewohnheiten erst, wenn sie Schwarz auf Weiß sehen, wie es um sie steht. Für solche (Härte-)Fälle gibt es Stresstests. Drei Tropfen Blut geben binnen sieben Minuten Aufschluss über den Stress-Status-quo. Bei hoher Belastung ist zum Beispiel der Lactatwert erhöht, der PH-Wert der Haut erniedrigt und der Kohlehydrat- und Elektrolytstoffwechsel verändert. Aus dem Ergebnis geht hervor, wie lang der Druck schon anhält und ob dieser seelischen oder körperlichen Ursprungs ist. Außerdem erfährt man, wie man am besten runterkommt. Schließlich tickt nicht jeder gleich. Das gilt für die Entspannung nicht weniger als für das Stress-Empfinden.
Falls Sie dieses Paradoxon auch bei sich schon beobachtet haben, wird es höchste Zeit, etwas zu unternehmen und sich damit selbst etwas Gutes zu tun.