„12 Rules for Life“ ist ein Selbsthilfe-Buch, das vom kanadischen Psychologie-Professor Dr. Jordan B. Peterson geschrieben wurde. Ursprünglich entstanden aus einem überraschend beliebten Quora-Posting, wurde das Buch mittlerweile in 45 Sprachen übersetzt und über fünf Millionen Mal verkauft. Mehr über den Autor und die Grundideen in „12 Rules for Life“ können Sie in Teil 1 dieser Artikelserie nachlesen. Im Folgenden sehen wir uns die einzelnen Regeln, die dem Buch seinen Namen und seine Beliebtheit verleihen, näher an.
„Regeln? Mehr Regeln? Wirklich?“
Mit diesen Worten beginnt das Vorwort zu „12 Rules for Life“, gefolgt von: „Ist das Leben nicht kompliziert genug, einschränkend genug, ohne abstrakte Regeln, die unsere einzigartigen, individuellen Situationen nicht in Betracht ziehen?“
Es ist tatsächlich überraschend, dass ein Buch voller Regeln zum Bestseller wird – vor allem in einer Zeit, in der die persönliche Freiheit oft als höchstes Gut gesehen wird. Eine mögliche Erklärung dafür findet sich aber schon auf der nächsten Seite: „Die besten Regeln schränken uns im Endeffekt nicht ein, sondern ermöglichen unsere Ziele und schaffen ein volleres, freieres Leben.“ Was anfangs vielleicht paradox klingt, ergibt mit jedem Kapitel von Petersons Buch mehr Sinn.
Diese Regeln sind nicht dazu da, ihnen blind und unreflektiert zu folgen. Vielmehr dienen sie als Einladung, selbst Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, und als Erinnerung, wie das funktioniert. Diese zwölf Regeln bieten – wie der Untertitel verspricht – eine solide Grundlage für „Chaos und Struktur in einer chaotischen Welt“. Und dass viele von uns jetzt mehr denn je genau danach suchen, ist nachvollziehbar.
Regel #1: Stehe aufrecht und mache die Schultern breit
In seinem ersten Kapitel erklärt Peterson, wie unser Umfeld aufgrund unserer Körperhaltung auf unseren Status schließt – und uns entsprechend behandelt. Vielleicht war Mamas „Sitz gerade!“ also doch gar nicht so verkehrt …
Regel #2: Betrachte dich als jemanden, für den du verantwortlich bist
Warum geben wir auf unsere Freunde, Kinder, Kollegen und sogar Haustiere oft so viel besser acht als auf uns selbst? Peterson lädt uns ein, auch für uns selbst so zu sorgen wie für jemanden, für den wir verantwortlich sind.
Regel #3: Umgib dich mit Menschen, die es gut mit dir meinen
Sie kennen ja vielleicht die Aussage „Wir sind die Summe der fünf Menschen, mit denen wir am meisten Zeit verbringen.“ Unser persönliches Umfeld hat einen enormen Einfluss auf unseren Lebensverlauf, unseren Erfolg und sogar unsere Gesundheit. Peterson rät also zu Recht, sich mit Menschen zu umgeben, die das Beste für uns wollen.
Regel #4: Vergleiche dich mit dem, der du gestern warst – nicht mit anderen Menschen
In der heutigen vernetzten Welt ist es viel schwieriger als früher, in etwas herausragend zu sein. Egal wie talentiert man in einem Bereich ist, irgendwo – und wenn es am anderen Ende der Welt ist – gibt es jemanden, der noch besser ist. Außerdem werden wir immer mehr zu „Allroundern“ – wir spielen also zahlreiche Spiele gleichzeitig, was es beinahe unmöglich macht, alle zu gewinnen. Peterson schlägt daher vor, sich an seinem persönlichen Fortschritt zu orientieren und sich nicht auf Basis einzelner Kriterien mit anderen zu vergleichen.
Regel #5: Lasse nicht zu, dass deine Kinder etwas tun, was sie dir unsympathisch macht
Dieses Kapitel ist vor allem an Eltern gerichtet. Der Autor sieht Kindererziehung vor allem als Sozialisierung: Wer seine Kinder so erzieht, dass andere Menschen gerne Zeit mit ihnen verbringen, erspart ihnen Unannehmlichkeiten in der Gesellschaft und ermöglicht ihnen, von anderen zu lernen.
Regel #6: Bringe dein eigenes Haus in Ordnung, bevor du nach draußen gehst und die Welt kritisierst
Dass die persönliche Verantwortung bei Jordan Peterson großgeschrieben wird, ist einer der Gründe, warum ich ihn so schätze. Ganz nach dem Motto „Zuerst vor der eigenen Haustür kehren“ hält er seine Leser dazu an, sich selbst und sein eigenes Leben in Ordnung zu bringen, bevor man die Schuld bei anderen sucht.
Regel #7: Strebe nach Sinn (nicht nach Zweckmäßigkeit)
In diesem Kapitel geht es in erster Linie darum, langfristigen Sinn über momentane Impulse („Zweckmäßigkeit“) zu setzen. Laut Peterson können wir durch kleine gezielte Opfer in der Gegenwart eine Belohnung in der Zukunft sichern. Das einfachste Beispiel dafür ist Arbeit: Ich opfere heute meine Zeit und Energie, um am Ende des Monats wortwörtlich meinen Lohn zu erhalten.
Regel #8: Sage die Wahrheit –lüge zumindest nicht
Lügen lösen nach Petersons Auffassung negative Kettenreaktionen aus, die Chaos und Unglück erzeugen. Nicht zu lügen, beinhaltet für den Autor, nichts zu sagen oder zu tun, das einen schwächt, und so zu leben, wie es im Einklang mit der eigenen inneren Wahrheit ist. Als Kompass dient hierfür das Bauchgefühl: „Du kannst wissen, dass etwas richtig oder falsch ist, ohne zu wissen, warum. Dein ganzes Sein kann dir etwas sagen, das du weder erklären noch ausdrücken kannst.“
Regel #9: Gehe davon aus, dass dein Gegenüber etwas wissen könnte, was du nicht weißt
Ein wunderbares Kapitel über die Qualität von Gesprächen und echtes Zuhören. Laut Peterson ist Langeweile nichts anderes als ein Zeichen, dass man seinem Gegenüber nicht die Aufmerksamkeit entgegenbringt, die er oder sie verdient.
Regel #10: Drücke dich präzise aus
Hier erklärt der Autor anhand von anschaulichen Beispielen, warum es besser ist, Probleme nicht unter den Teppich zu kehren, sondern direkt anzusprechen. Denn unter dem Teppich lebt ein Drache, der die Krümel der kleinen ignorierten, „eh nicht so schlimmen“ Unannehmlichkeiten frisst und sich nach und nach in ein riesiges Monster verwandelt und irgendwann das ganze Haus auf den Kopf stellt …
Regel #11: Lass Kinder in Ruhe Skateboard fahren
In diesem Kapitel erklärt Peterson anhand einer spannenden Anekdote über skatende Jugendliche, warum ein gewisses Maß an Risiko notwendig ist, um seine Fähigkeiten zu erweitern: „Sie [die Skater] wollten nicht sicher sein, sondern kompetent – und es ist Kompetenz, die uns so sicher macht, wie wir es sein können.“
Regel #12: Streichle Katzen, wenn sie dir auf der Straße begegnen
Die sprichwörtlichen Katzen, die uns auf der Straße begegnen, sind all die kleinen Freuden, die das Leben lebenswert machen. Es liegt an uns: Bleiben wir stehen, um sie zu streicheln und uns an ihnen zu erfreuen, oder schenken wir ihnen keine Beachtung und konzentrieren uns auf das umherliegende Chaos?
Zu guter Letzt
Jordan Peterson „12 Rules for Life“ sind simpel und komplex zugleich, sie sind theoretisch fundiert und dennoch unheimlich praktisch. Dieser Artikel ist ein kleiner Einblick – zum tieferen Eintauchen empfehlen wir, das Buch zu lesen.
UNSERE BUCHTIPPS:
- Jordan B. Peterson: 12 Rules for Life – Ordnung und Struktur in einer chaotischen Welt. 2018
- Jordan B. Peterson: Beyond Order – Jenseits der Ordnung: 12 weitere Regeln für das Leben. 2021