Wir haben ihn von Geburt an immer dabei. Und wir machen es, ohne dabei nachdenken zu müssen. Sogar im Schlaf. Unser Atem ist unser ständiger Begleiter. Und weil er immer wie von allein da ist, ist uns oft gar nicht mehr bewusst, dass wir ihn auch ganz gezielt und kontrolliert steuern können. Atmen sichert unser Überleben, denn ohne Sauerstoff würden wir nicht lange durchhalten. Aber er bringt nicht nur Sauerstoff in unseren Körper. Wir können ihn auch so einsetzen, dass er uns belebt. Mit der richtigen Atemtechnik können wir uns frischer und besser fühlen und bewirken, dass Ruhe, Entspannung und Gelassenheit in unseren Kopf einkehren.
Sie brauchen einen Alleskönner? Wie wäre es mit Ihrem Atem?
Es mag so klingen, als wenn unser Atem ein Allround-Genie wäre. Und wissen Sie was: Er ist es tatsächlich. Das lässt sich wissenschaftlich beweisen, aber auch ganz einfach in der Praxis. Wenn Sie beispielsweise unruhig oder aufgebracht sind, hilft langes, langsames Ausatmen, um Sie direkt zu beruhigen. Sind Sie müde und fühlen Sie sich matt, können Ihnen aktivierende schnelle Atemübungen neue Energie einhauchen.
Unser Atem hat eine echte Heilkraft, weshalb uns bewusstes Atmen auch bei Erkrankungen guttut. Aber auch vorbeugend macht es ganz viel Sinn; denn jeder, der weiß, wie er seinen Atem einsetzen kann, kann das im Alltag in allen möglichen Situationen schnell und unkompliziert tun. Unser Atem ist quasi das Schweizer Taschenmesser, wenn es um ein gutes Tool für unsere Gesundheit geht.
Stress einfach wegatmen
Aber wie funktioniert das eigentlich? Warum tut bewusstes Atmen so gut? Die bewusste Führung unseres Atems hat tiefgreifende Auswirkungen auf unser Nervensystem. Wer ruhig und bewusst atmet, senkt damit seinen Herzschlag und den Blutdruck. Er spricht direkt den Parasympathikus an und dieser vermittelt unserem Gehirn eines: Entspann dich! Lass locker, komm zur Ruhe.
Tief ein und laaaange aus
Wir sprechen gerne sinnbildlich vom Luftholen, aber das, was uns wirklich entspannt, ist v. a. das Ausatmen. Und genau das haben wir leider manchmal schon fast verlernt. Im Alltagsstress atmen wir meist flach, nur in die Brust, der Bauch hebt sich fast gar nicht mehr. Und wir atmen am liebsten kurz ein und auch nur kurz aus. Was unserem Körper die klare Botschaft übermittelt: Gefahr im Anmarsch.
Wenn wir also wieder besser atmen wollen, um nicht dauernd einen Gefahr-Fehlalarm nach dem anderen zu provozieren, dann sollten wir ganz einfach eines tun: Einmal am Tag bewusster atmen. Und wenn es nur für zwei Minuten ist. Machen Sie ein Ritual daraus – Sie werden staunen, wie gut das tut.
Atmen Sie in diesen zwei Minuten am besten folgendermaßen und schließen Sie wenn möglich dabei die Augen: einatmen über die Nase, der Bauch hebt sich dabei leicht und ist ganz weich und locker. Atmen Sie ohne Druck, ohne Stress, einfach ganz sanft. Ausatmen über die Nase, der Bauchnabel zieht leicht nach innen, die Luft strömt ohne Druck und ganz sanft aus der Nase. Und zwar so lange, wie es ohne viel Anspannung möglich ist.
Spielen Sie sich gerne auch ein bisschen: Atmen Sie auf ihre zählenden Gedanken auf 1, 2, 3 ein und auf 1, 2, 3, 4, 5, 6 aus. Funktioniert das gut, können Sie versuchen, ob Sie es beim Ausatmen vielleicht auch bis acht schaffen. Aber immer entspannt, ohne Pressen, ohne Druck, ohne angespanntes Gesicht. Ihre Lunge und die Atemhilfsmuskulatur werden sich nach und nach an Übungen wie diese gewöhnen und Sie werden merken, dass das längere Ausatmen immer leichter von der Hand geht.
Sie können zusätzlich üben, nach dem Einatmen eine kleine Atempause einzulegen, bevor Sie ausatmen; und nach dem Ausatmen kurz innezuhalten und die Stille im Kopf zu genießen, bevor der nächste Atemzug kommt.
Atemübungen sind etwas Großartiges und wir sollten die Kraft und Macht unseres Atems in unserem Alltag viel bewusster nutzen. Und wenn es nur für wenige Minuten am Tag ist, damit es uns langsam, nach und nach in Fleisch und Blut übergeht.
PS: Mehr praktische Tipps rund um hilfreiche Atemübungen als Stressprophylaxe und für die eigene Gesundheit finden Sie in dem Buch „Gesund durch Atmen“ von Ulrich Ott und Janika Eppe.