Unterzuckerung bedeutet, dass der Zuckergehalt im Blut unter 40-60 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) sinkt. Ab welchem Blutzuckerspiegel Symptome auftreten, ist individuell verschieden. Man unterscheidet zwischen leichter und schwerer Unterzuckerung, wobei sich Diabetiker bei leichter Unterzuckerung noch selbst durch rasche Zufuhr von Kohlehydraten helfen können. Bei schwerer Unterzuckerung ist hingegen Hilfe von außen angesagt: So gilt es, den Betroffenen, die sogar in eine Bewusstlosigkeit fallen können (hypoglykämischer Schock) schnell blutzuckerwirksame Kohlenhydrate zu verabreichen, z.B. Traubenzucker oder entsprechende Medikamente.
Autonome und neuroglykopenische Symptome der diabetischen Hyperglykämie
Hypoglykämie kann fast unbemerkt auftreten, geht aber meist mit Schwäche, Schweißausbruch, Verwirrtheit und manchmal auch Krampfanfällen einher. Bei einem zu geringen Glukosegehalt im Blut können die Zellen ihre Funktionen nicht mehr angemessen ausführen. Ihnen mangelt es an der nötigen Energie. Die Unterzuckerung macht sich zunächst im Gehirn bemerkbar, da es nicht auf andere Energielieferanten als Zucker zurückgreifen kann. Die Hirnleistung ist eingeschränkt. Insbesondere sind folgende neuroglykopenische Symptome typisch:
- eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit,
- getrübtes Bewusstsein,
- Probleme bei der Bewegungskoordination,
- eingeschränktes Sprachvermögen,
- Orientierungsunfähigkeit
- Sehstörungen
Hypoglykämien können durch eine verzögerte Mahlzeit, körperliche Anstrengung oder auch die verordneten Medikamente - wenn sie überdosiert werden, bzw. zu wenig Nahrungszufuhr erfolgt - begünstigt werden. Für den Patienten selber fühlen sich Unterzuckerungen vor allem wegen der spürbaren Reaktionen des autonomen Nervensystems oft bedrohlich an. Dazu zählen:
- innere Unruhe, Angst
- Zittern
- Herzklopfen oder -jagen
- Heißhunger
- Frieren
- kalter Schweiß
- Kopfschmerzen
- starkes Gähnen
- weite Pupillen
- Blässe um Mund und Nase
Das vegetative Nervensystem kann bei einer drohenden Unterzuckerung aber auch gegensteuern, ohne dass der Patient dies bewusst wahrnimmt. Dass die Unterzuckerung unbemerkt bleibt, heißt aber keineswegs, dass sie ungefährlich ist. Bereits eine einzige schwere Hypoglykämie kann tödlich sein. Inzwischen weiß man, dass bei wiederholten Hypoglykämien das Risiko für eine Demenz deutlich zunimmt. Viele leichte Unterzuckerungen steigern wiederum das Risiko für eine schwere und verringern die Wahrnehmungsfähigkeit für Hypoglykämien, bzw. schwinden die Hyperglykämiesignale auch mit der Zeit. Gerade nächtliche Unterzuckerungen bleiben oft unbemerkt.
Achtsam bleiben - Hypoglykämiesymptome verlieren vor allem bei Typ 1 Diabetikern mit der Zeit an Intensität
In einer Querschnittstudie untersuchten britische und norwegische Wissenschafter Hyperglykämien bei Typ 1 Diabetikern und kamen zu folgenden Ergebnissen: Von den 440 Probanden (im mittleren Alter von 41 Jahren und im Schnitt seit 21 Jahren an Diabetes erkrankt) hatten 37% im vorausgegangenem Jahr eine schwere Hyperglykämie erlebt. Folgendes Ergebnis war signifikant: je länger die Diabetes Erkrankung bereits dauerte, desto abgeschwächter wurden die einzelnen Warnzeichen der Unterzuckerung wahrgenommen.
Diabetiker, die erst seit zwei bis sieben Jahren an der Krankheit litten, bewerteten ihr individuellen Hypoglykämiesymptome auf einer Skala von 1-7 mit einem mittleren score von 3,9 wohingegen dieser nach 40 oder mehr Diabetikerjahren auf 3,0 gesunken ist. Vor allem bei den autonomen Symptomen 'Zittern', 'Heißhunger' und 'Schwitzen' waren markante Unterschiede zu bemerken, kaum eine Veränderung gab es hingegen bei den Symptomen 'Angst' und 'Herzklopfen'. Insgesamt 17% aller Typ 1 Diabetiker nahmen eigenen Angaben zufolge die Hyperglykämie nicht ausreichend wahr. Der Anteil dieser Patienten stieg von 3% bei einer Krankheitsdauer von zwei bis neun Jahren bis auf 28% wenn der Diabetes mindestens schon seit 30 Jahren diagnostiziert war. Weiters nahmen jüngere Patienten die Symptome stärker wahr als ältere.
Regelmässige Patientenschulung zu Hypoglykämie gefordert
Laut den Wissenschaftern zeige die Studie eindringlich die Notwendigkeit regelmäßiger Patienten- und Angehörigenschulungen zu den Symptomen von Hypoglykämie. Betroffene könnten von einem Hypoglykämie-Wahrnehmungstraining profitieren; klinische Screenings könnten zudem zunehmende Wahrnehmungsstörungen bzw. Wahrnehmungsdefizite rechtzeitig erkennen. Die Studie zeige weiters, dass auch bei Patienten mit gestörter Wahrnehmung die Anzeichen einer Unterzuckerung nicht vollständig verschwinden, vielmehr blieben gerade die oft von dem Mitmenschen zuerst wahrgenommenen neuroglykopenischen Symptome bei den meisten Patienten erhalten, so die Autoren. Ein Grund mehr, gerade auch die Angehörigen in die regelmässigen Schulungen zur Wahrnehmung einer Hypoglykämie verstärkt miteinzubinden.
Hören Sie auf Ihren Körper: Vor allem Diabetiker sollten noch ein Stück weit achtsamer sein, wenn es um das eigene Körpergefühl geht.