Wann haben Sie das letzte Mal bewusst und ruhig geatmet? Natürlich atmen wir immer und quasi nebenbei, um unseren Körper mit Sauerstoff zu versorgen, aber können Sie sich daran erinnern, wann Sie zuletzt versucht haben, Ihren Atem bewusst zu lenken? Unsere Atmung kann nämlich sehr viel mehr, als „nur“ Sauerstoff liefern, sie hat eine Auswirkung auf so gut wie alle Stoffwechselprozesse, auf unser Wohlbefinden und unsere Gefühle, unseren Grad der Entspannung, auf unsere Muskeln (Stichwort Verspannungen) und auf unser vegetatives Nervensystem. Bewusst zu atmen bedeutet also auch, auf diese Bereiche gezielt Einfluss zu nehmen.
Just breathe. Everything else is optional.
Gerade in Situationen, die uns herausfordern, ist bewusstes Atmen eine große Hilfe. Ein Wunder also, dass es nicht bereits in der Volksschule unterrichtet wird. Denn Aufregung und Nervosität vor Prüfungen, Vorträgen oder anderen nervenaufreibenden Situationen könnten so merklich gelindert werden. Wer seinen Atem unter Kontrolle hat, tut sich nämlich auch in beruflichen und privaten Diskussionen, bei Stress, Angst oder Wut leichter. Denn bewusstes Atmen heißt auch, Emotionen zu verarbeiten, sich zu fokussieren und Kraft zu schöpfen.
Ein. Und aus.
Wie lernt man also „richtiges“ Atmen? Ganz einfach, indem man es tut und keine Angst davor hat, dabei etwas falsch zu machen. Atemübungen sollen und dürfen wirklich spielerisch sein. Zu Beginn geht es einmal nur darum, dass man den eigenen Atem überhaupt wieder wahrzunehmen lernt. Dass man beobachtet, wie man im Alltag und in bestimmten, beispielsweise angespannten Situationen atmet. Viele von uns atmen sehr oberflächlich und flach, das bedeutet, dass sich zwar der Brustkorb meist leicht hebt, aber der Bauch nicht besonders miteinbezogen wird. Dabei ist es gerade jene Atmung, bei der sich unser Bauch hebt und etwas größer wird, die natürlich für uns ist.
Wer also „richtig“ atmen will, atmet über die Nase ein und lenkt die einströmende Luft Richtung Bauch und Beckenraum. Unser Bauch darf sich beim Einatmen heben und beim Ausatmen absenken, also erst nach vorne wölben und dann wieder abflachen. Ob Sie lieber über den Mund oder die Nase ausatmen, entscheiden Sie selbst. Spielen Sie auch damit, Ihre Ausatmung sanft, aber gezielt zu verlängern, und staunen Sie über die beruhigende Wirkung.
Mit dieser Atemtechnik fühlen wir uns innerhalb von wenigen Sekunden wohler, wacher, fitter und gleichzeitig auch entspannter.
Ab heute bewusst
Egal wo Sie gesundheitlich aktuell stehen – es lohnt sich immer, an einer guten Atmung zu arbeiten, denn Sie werden unmittelbar mit den positiven Auswirkungen belohnt. Probieren Sie es aus und bauen Sie über den Tag verteilt kleine Atem-Inseln ein: einfach jeweils eine halbe Minute oder Minute, in der Sie bewusst, tief, aber sanft in den Bauch und Beckenraum atmen. Entspannen Sie dabei auch Ihr Gesicht, lassen Sie die Schultern locker.
Umso öfter Sie kleine Übungen wie diese machen, umso leichter wird es Ihnen auch in Stresssituationen fallen, sich an Ihren Atem als Hilfsmittel und Regulator zu erinnern und ihn dann ganz gezielt zu nutzen.