Die Tage werden kürzer und die Temperaturen sinken. Nicht nur die Sonnenstrahlen, auch unsere Abwehrkräfte werden mit Einbruch der kühlen Jahreszeit schwächer. Doch nicht bei jedem Anzeichen einer Erkältung muss sofort zur chemischen Keule gegriffen werden. Werfen Sie doch einmal einen Blick in die Speisekammer oder ins Kräuterregal statt in den Arzneimittelschrank! Sie werden staunen, wie viele altbewährte Gesundmacher sich dort finden. Viele von ihnen haben nicht nur den Vorteil, dass wir sie oft schon zu Hause haben; die meisten Hausmittel sind auch viel günstiger als Medikamente und haben in der Regel keine Nebenwirkungen.
Kräuter und Kuriositäten
Wer nach Heilmitteln aus Großmutters Zeiten sucht, dem begegnet unter Umständen auch so manche Kuriosität. Schneckenschleim gegen Husten oder gemahlene Kellerasseln bei Bronchitis, Terpentinöl zur Entgiftung oder Petroleum gegen Halsschmerzen. Fühlen Sie sich beim Gedanken an diese „Arzneien“ gleich noch schlechter? Das ist aber kein Grund, sich nicht genauer mit Hausmitteln zu beschäftigen. Die genannten Methoden sind zwar nicht nur unappetitlich, sondern auch unwirksam, aber Omas Hausapotheke hat noch viel mehr zu bieten.
Kamille und Salbei, Zwiebeln, Honig oder Thymian können – richtig angewendet – die Symptome einer Erkältung deutlich lindern. Ein heißer Tee oder ein warmes Bad mit natürlichen Zusätzen tun fast so gut wie Omas selbst gekochte Hühnersuppe.
Was Oma schon wusste
Mittlerweile ist die Wirkung vieler Hausmittelchen, zu denen früher ganz selbstverständlich gegriffen wurde, wissenschaftlich belegt. So ist Ingwer zum Beispiel nachweislich verdauungs- und durchblutungsfördernd und das darin enthaltene Gingerol hat eine ähnliche Wirkung wie Acetylsalicylsäure – der Wirkstoff in vielen Schmerztabletten. Zwiebeln wirken antimikrobiell und antiasthmatisch und senken zudem den Blutzuckerspiegel. Die Senföle in Zwiebeln sind stark desinfizierend. Honig ist nicht nur entzündungshemmend, sondern unterstützt auch die Wundheilung. Salbei und Essig sind die Klassiker unter den Bakterienkillern. Leichtes Fieber lässt sich mit Holundertee senken.
Der Apotheker in der Vorratskammer
Sie möchten bei der nächsten Erkältungswelle natürliche Heilmittel ausprobieren? Wir verraten Ihnen einfache Rezepte mit Zutaten, die sie vielleicht schon zu Hause haben.
Thymiantee und Thymiancreme
Mit Honig gesüßter Thymiantee hilft gegen Husten und lindert Halsschmerzen.
Um die Atemwege zu befreien, empfehlen Experten das Inhalieren eines einfachen Kräuteraufgusses aus Thymian, Kamillenblüten und Fenchel.
Bei hartnäckigem Husten hilft selbst gemachte Thymiancreme auf Brust und Rücken, die Sie allerdings schon im Voraus herstellen sollten, um sie bei Bedarf parat zu haben. Dafür muss lediglich ein Bund Thymian zerkleinert und mit 250 Gramm Melkfett erwärmt werden. Für eine optimale Wirkung erwärmen Sie die Masse eine Woche lang täglich kurz auf circa 40 °C. Danach kann die Creme einfach durch ein Mulltuch gedrückt und in einen gut verschließbaren Behälter gefüllt werden.
Zwiebeln im Säckchen und im Glas
Dank der enthaltenen ätherischen Öle und der entzündungshemmenden Wirkung der Senföle gehören Zwiebelsäckchen zu den Klassikern im großmütterlichen Heilmittelrepertoire.
Kleingehackte und erwärmte Zwiebeln in ein Tuch gewickelt und für 30 Minuten auf das schmerzende Ohr gelegt wirken wahre Wunder. Gehackte Zwiebeln eignen sich außerdem gut, um einen effektiven Hustensirup selbst herzustellen. Mischen Sie dafür einfach gehackte Zwiebeln mit Zucker und lassen sie die Mischung über Nacht in einem Schraubglas stehen. Löffelweise verabreicht lindert der Sirup hartnäckigen Hustenreiz.
Antibakterielle Gurgellösung
Diese Mischung macht Bakterien sauer: 200 Milliliter Apfelessig und 300 Milliliter kalter Salbeitee ergeben zusammen mit 10 Tropfen Teebaumöl eine Gurgellösung, mit der Sie Halsentzündungen und Heiserkeit einfach wegspülen können.
Wickeln Sie sich ein
Auch Umschläge und Wickel sind in der (Volks-)Medizin seit Jahrhunderten bekannt. Besonders effektiv sind sie durch ihre zweifache Wirkungsweise. Die verwendeten Inhaltsstoffe und die Temperatur wirken sich auf den Heilungsprozess förderlich aus.
Fiebersenkend wirken Essigwickel. Dafür fügen Sie einem Liter Wasser einen Esslöffel Essig bei und tränken Baumwolltücher in der Flüssigkeit. Die Tücher werden um die Waden gewickelt und sollten gewechselt werden, sobald sie sich auf Körpertemperatur erwärmt haben.
Bei Halsbeschwerden sind Topfenwickel ein bewährtes Hilfsmittel. Streichen Sie dafür 5oo Gramm Topfen auf ein Baumwolltuch, falten Sie dieses zu einem Schal und wickeln Sie es sich um den Hals, bis der Topfen getrocknet ist. Der Topfenwickel wirkt abschwellend, schmerzlindernd und angenehm kühlend.
Bei hohem Fieber und anhaltenden starken Schmerzen muss natürlich unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Bei leichteren Beschwerden lohnt sich ein Blick auf Omas althergebrachte Ratschläge aber allemal.