Jeder von uns hat bestimmte Rituale – werden diese gestört, bringt uns das irgendwie aus dem Konzept. Während ich den ersten Schluck meines Kaffees zu mir nehme und von den übrig gebliebenen Weihnachtskeksen abbeiße, frage ich mich: Woher kommen Gewohnheiten und Bräuche und wieso sind sie so wichtig für uns?
Wenn es zur Weihnachtszeit nur so von Bräuchen wimmelt
Wir sind mitten in der Weihnachtszeit und somit ist uns die Vielzahl von Bräuchen jetzt noch präsenter als sonst.
Als ich mich unlängst mit einem Freund über Nikolo und Krampus unterhielt, sah mich dieser mit großen Augen an. Er verstand nicht, wieso bei uns am 05. Dezember der Krampus kommt und wer eigentlich der „Krampus“ ist. Mein guter Freund kommt aus Deutschland – einem Land, das Österreich doch gar nicht ähnlicher sein könnte, oder?
Es ist noch nicht lange her, da feierten wir Halloween und Erntedankfest. Und bald feiern wir Weihnachten. Eine Zeit, die nur so von Bräuchen, Gewohnheiten und Riten lebt.
Schaffen Sie Raum für Wichtiges
Meine Familie und ich haben unsere ganz eigenen Bräuche und Gewohnheiten zu dieser besonderen Zeit. Ihre vermutlich auch.
Mir persönlich ist das Festhalten an Traditionen wichtig – gerade in einer Zeit, in der alles so ungemein schnelllebig ist und wir gestresst von einer Verabredung zur nächsten hetzen. Zu selten nehme ich mir Zeit für meine Lieben – außer im Advent. Da trifft sich meine Familie einmal wöchentlich, wir essen Kekse, singen, plaudern und lachen. Ich merke, wie in mir jedes Mal eine wohlige Wärme aufsteigt, wenn ich mit meiner Familie rund um Weihnachten zusammen bin.
Für mich bedeutet dieses Zusammenkommen einen starken familiären Zusammenhalt. Er gibt mir Kraft und manchmal auch Orientierung. Das alljährliche Weihnachtsessen rundet das Weihnachtsfest ab. Ich freue mich jedes Jahr darauf und es macht diesen Tag einfach zu etwas Besonderem. Geht es Ihnen auch so? Vielleicht ist es bei Ihnen der Osterbrunch mit der Familie oder das Sonntagsfrühstück mit den besten Freundinnen? Dabei kommt es meiner Meinung nach nicht darauf an, welchen Brauch Sie für sich beibehalten, solange er Raum schafft für etwas, das sonst zu kurz kommt.
Von Bräuchen, Riten und Gewohnheiten
Es gibt so unendlich viele Bräuche. Jede Religion, jedes Land und sogar jede Region hat ihre eigenen. Ob Faschingsumzug, Blei gießen zu Silvester, Blumen zu Muttertag oder Kuchenbacken zum Geburtstag: Bräuche sind vielfältig, so wie wir Menschen auch. So unterschiedlich sie auch sein mögen, eines haben Bräuche gemeinsam: Sie schenken uns eine schöne Zeit in Gemeinschaft – abseits des täglichen Alltagstresses.
Weihnachten steht vor der Tür und die Frage lässt mich einfach nicht los. Deswegen habe ich einiges rund um das Thema Bräuche, Riten und Traditionen recherchiert.
Brauch: Was heißt das?
Während meiner Recherche bin ich auf unterschiedliche Definitionen und Herangehensweisen gestoßen. Ich versuche die, die ich am häufigsten gelesen habe, zusammenzufassen:
Bräuche sind etwas, das ausgeübt wird, sie können aber auch nicht ausgeübt werden, ohne dabei die Ordnung der Gesellschaft zu stören.
Bräuche als Kultur
Wenn die Rede von Brauchtum ist, so denken viele wohl an etwas Religiöses. Ich habe dabei zuerst an alte Bauernregeln gedacht. Interessant zu wissen: Bräuche entstehen im Volk und werden über Jahre sogar über Jahrhunderte weitergegeben. Sie können sich im Laufe der Zeit verändern oder mit unseren gesellschaftlichen Entwicklungen mitwachsen.
Man kann sogar so weit gehen und behaupten, dass Bräuche ein Stück Kultur sind. Sie sind einmalig für eine Religion, unverwechselbar und, ja, sogar notwendig. Bräuche und Traditionen bilden das ab, was sich ein Volk oder eine Kultur über die Jahrhunderte erarbeitet und bewahrt hat.
Die Voraussetzung, dass Bräuche über Generationen weitergegeben werden, ist, dass sie von der Gemeinschaft über längere Zeit zelebriert werden.
Bräuche verbinden
Das Ausüben von Bräuchen kann das Gemeinschaftsgefühl stärken, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe schaffen und Sicherheit geben.
Bräuche verbinden und erhalten die Gemeinschaft. Sie können nicht nur Familien um einen Tisch vereinen, sondern auch größere Glaubensgemeinschaften sonntags in der Kirche zusammenführen.
Die Braut trägt …?
Nun, welche Bräuche zelebrieren wir? Mir fällt als Allererstes das Tragen von Schwarz bei Begräbnissen oder das typisch weiße Hochzeitskleid bei einer Trauung ein. Beides sind Bräuche, die keiner Gesetzmäßigkeit unterliegen. Verstößt man gegen sie, so wird man nicht gesetzlich bestraft, aber man verstößt gegen die „gute Sitte“.
Nehmen wir wieder unser Begräbnisbeispiel: Die Sitte verlangt, dass man mit dunklen Farben zum Begräbnis erscheint. Wenn ich mich daran halte, so weiß ich, dass ich mit meiner Kleiderauswahl nicht ins Fettnäpfchen trete und danach eventuell das Tratschthema beim familiären Leichenschmaus bin. Bräuche bieten uns also auch eine Form der Orientierung.
Wie wir gelesen haben, setzt das Brauchtum Gemeinschaftsbezug voraus. Das bedeutet, dass mein Morgenritual, da dieses unter Ausschluss der Öffentlichkeit abläuft, eine Gewohnheit und kein Brauch ist. Bräuche sind etwas Beständiges, werden von Familie zu Familie weitergegeben, können aber auch mit den Jahren abgeändert werden.
Abschließend ist zu sagen, dass Bräuche uns ein Stück Beständigkeit schenken. Darum sollten wir an unseren lieb gewonnenen Traditionen festhalten.