Sowohl in traditionellen Kulturen als auch in der modernen Wissenschaft gibt es die Idee, Dinge in kleinere Teile zu zerlegen, um sie besser verstehen zu können. Das gilt sowohl für physische als auch für psychische Realitäten. Die Elemente-Lehre ist einer dieser Versuche, komplexe Vorgänge in einfachere beispielhafte Strukturen herunterzubrechen.
Die Elemente in der modernen Chemie
In der Chemie sind Elemente Reinstoffe, die durch chemische Verfahren nicht weiter zerlegt werden können. Bisher wurden 118 Elemente nachgewiesen, die im Periodensystem geordnet dargestellt werden. 118 sind ganz schön viele – definitiv zu viele, um auf sie alle in diesem Artikel einzugehen. Deswegen beschäftigen wir uns heute mit anderen älteren Definitionen der Elemente.
Die Elemente der alten Griechen
In der griechischen Philosophie ist die Vier-Elemente-Lehre begründet. Deren Ansicht nach gibt es vier Grundelemente (auch Essenzen oder Wurzelkräfte genannt): Erde, Wasser, Luft und Feuer. In unterschiedlichen Mischverhältnissen machen sie alles aus, was existiert, und bringen auch bestimmte Eigenschaften mit (mehr dazu später).
Die Elemente nach östlichem Verständnis
Ähnliche Theorien haben sich auch im fernen Osten entwickelt. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) spricht von fünf Elementen (Holz, Feuer, Wasser, Metall und Erde), die in ständigem Wandel und in Wechselwirkung zueinander stehen. Darauf basierend ist auch die Fünf-Elemente-Küche entstanden, die Speisen die Eigenschaften der Elemente zuordnet und so dabei helfen soll, durch die gezielte Auswahl von Lebensmitteln das Gleichgewicht im Körper (wieder-)herzustellen.
Auch im Ayurveda, dem ganzheitlichen Gesundheitssystem aus Indien, gibt es fünf Elemente. Hier sind es Raum, Feuer, Wasser, Luft und Erde. Je nachdem, welche elementaren Eigenschaften in einem Menschen dominant sind, wird hier auch in die sogenannten Doshas (Konstitutionstypen) unterteilt. Hier gibt es drei grundlegende Typen, für die jeweils andere Lebensmittel und Lebensstile förderlich sein sollen. Auf diese Konstitutionstypen sind wir bereits in einer vorigen Artikelserie eingegangen: Pitta (Feuer und Wasser), Vata (Luft und Raum) und Kapha (Erde und Wasser). Basierend auf der ayurvedischen Fünf-Elemente-Lehre gibt es auch Yoga-Stile, die sich den einzelnen Elementen widmen.
Beide Schulen haben eines gemeinsam: Alle Elemente sind in jedem von uns zu gewissen Teilen vertreten. Gesund ist man, wenn es eine natürliche Balance gibt. Wenn ein Element Oberhand gewinnt, kommt es zu einem Ungleichgewicht und Krankheiten können entstehen. Ausgeglichen werden können die Elemente durch entsprechende Ernährung und Körperübungen (wie z. B. Tai-Chi oder Yoga), aber auch durch den direkten Kontakt mit den natürlichen Formen der entsprechenden Elemente (z. B. Flüsse, Seen, Regen oder das Meer für das Wasser-Element).
Der gemeinsame Nenner: Feuer, Erde & Wasser
In diesen drei Elementen sind sich die griechischen Philosophen, Vertreter der Traditionellen Chinesischen Medizin und Ayurveda-Experten einig. Auch die ihnen zugeordneten Eigenschaften sind ähnlich.
Feuer steht für Kraft, Veränderung und Lebensenergie. Sie kennen vielleicht den Ausspruch „Der/die hat Feuer!“ und wissen instinktiv, was damit gemeint ist. In der TCM wird das Element Feuer mit dem Herzen und dem Dünndarm in Zusammenhang gebracht. Auch im Ayurveda ist es mit der Verdauung und dem Stoffwechsel verbunden – zusätzlich auch mit der Sehkraft. In der Ernährung werden in der TCM der bittere, im Ayurveda der scharfe sowie salzige Geschmack dem Element Feuer zugeordnet, der somit die Qualitäten dieses Elements in uns stärken kann.
Das Element Erde steht für Stärke, Stabilität und Ruhe. „Geerdet sein“ ist ein Ausdruck, der die Eigenschaften dieses Elements zusammenfasst. Die mit dem Element Erde verbundenen Organe sind laut TCM Milz und Magen, also unsere Körpermitte, in der auch unsere Lebensenergie entspringen soll. Müdigkeit und Energielosigkeit können also Anzeichen für eine Dysbalance im Zusammenhang mit diesem Element sein, das laut TCM mit süß schmeckenden Speisen, nach Ayurveda mit Saurem gestärkt werden kann.
Wasser symbolisiert den Fluss der Emotionen, Wandel und Flexibilität. Körperlich wird es mit den Nieren und der Blase in Zusammenhang gebracht. Störungen in diesem Bereich können sich unter anderem durch Ängstlichkeit äußern. Geschmacklich sind dem Wasser in der TCM das Salzige, im Ayurveda das Süße zugeordnet.
Doppelt vertreten: Luft
Dieses Element finden wir sowohl in der Elemente-Lehre der alten Griechen als auch im Ayurveda. Luft steht für Freiheit und Leichtigkeit – Eigenschaften, die sich viele von uns immer wieder wünschen. Scharfe und bittere Lebensmittel sollen die Luft-Qualitäten in uns hervorbringen. Hilfreich sind auch diverse Atemübungen, wie sie beispielsweise im Yoga praktiziert werden.
Die Ausreißer: Metall, Holz & Raum
Diese Elemente kommen nur in jeweils einer der genannten Theorien vor. Metall und Holz gehören zu den fünf Elementen der Traditionellen Chinesischen Medizin. Metall wird mit Lunge, Dickdarm und Haut in Verbindung gebracht, Holz mit Leber und Gallenblase.
Das ayurvedische Raum-Element ist besonders spannend. Es wird als das Element gesehen, in dem alle anderen existieren, entstehen und wieder vergehen. Es ist wie eine Art leerer Behälter, der – wie der Name schon sagt – Raum für die anderen Elemente bietet. Im Menschen wird dieses Element nach ayurvedischem Verständnis vor allem der Intuition zugeordnet.
Und was hat das jetzt mit mir zu tun?
Wenn wir den traditionellen Lehren Glauben schenken wollen, ganz schön viel. Denn die diversen Elemente-Lehren sehen in diesen Bausteinen die Grundlage jedes Lebens. Die optimale Balance zwischen den einzelnen Elementen soll dabei die Basis für Gesundheit und Lebensfreude bilden. Daher lade ich Sie ein, diese Informationen kurz auf sich wirken zu lassen und sich dann die folgenden Fragen zu stellen:
- Welches Element würden Sie nach dieser kurzen Zusammenfassung als das „Ihre“ bezeichnen?
- Von welchem könnten Sie vielleicht etwas mehr gebrauchen, um sich ausgeglichener zu fühlen?
- Wo können Sie dieses Element in Ihrer Umgebung finden, wie in Ihren Alltag integrieren (z. B. Zeit in der Natur verbringen, das entsprechende Material in den Wohnraum integrieren, entsprechende Nahrungsmittel zuführen oder gezielte Körperübungen praktizieren …)?
UNSERE BUCHTIPPS:
- Peter Orzechowski: Die Energie der vier Elemente: aufladen, stärken, reinigen, loslassen. 2008.
- Uwe Karstädt: Ganz in meinem Element – Die Kraft der Persönlichkeit in den Fünf Elementen entdecken. 2005.
- Bengt Jacoby: Gesünder leben mit den Fünf Elementen. 2015.
- Wolfgang Wellmann & Kirti P. Michel: Das Yoga der Fünf Elemente: Verborgene Energien wecken durch die Verbindung von Yoga und Ayurveda. 2003.