Knusperflocken, Schulmaus und Bärchen-Wurst. Seit den 80er Jahren erobern bunt verpackte Lebensmittel für Kinder erfolgreich die Supermarktregale. Viele dieser Produkte versprechen eine extra Portion Gesundheit. Tatsächlich fördern sie Übergewicht und Karies. Bei den meisten Kinderlebensmitteln handelt es sich um richtige Zucker- und Fettbomben, die obendrein zu viel Salz und Zusatzstoffe enthalten. Worauf Sie beim Kauf von Monsterbacke & Co. achten müssen.
Wie glaubwürdig ist die Ernährungsindustrie?
Von der Wurstscheibe grinst ein Bärchen-Gesicht, in der Nudelsuppe schwimmen Dinos und auf der Pudding-Packung leckt sich eine Kuh mit Sonnenbrille genüsslich das Maul. Insgesamt gibt es mehr als 400 Kinderlebensmittel in Österreich und Deutschland. Und es werden jährlich mehr!
Die Werbeindustrie buhlt um die Gunst der Kinder und scheut keine Kosten und Mühen, um bereits Kleinkinder an bestimmte Kinderlebensmittel zu gewöhnen. Ziel der Hersteller: Kinder als langjährige Kunden an ihre Marke zu binden und sie zum Kaufen animieren. Bei der Herstellung dieser „Sonderprodukte“, ist vor allem Eins gefragt: Kreativität!
Woran Sie Lebensmittel für Kinder erkennen
Kinderlebensmittel stechen durch eine aufwendige und bunte Verpackung (z. B. Comic-Figuren) sofort ins Auge. Oft tragen sie auch die Aufschrift „für Kinder“ oder „Kids“ und locken mit diversen Gimmicks wie Aufkleber, Sammelbilder oder Spielfiguren.
Um auch Eltern von den Produkten zu überzeugen, wird mit einer extra Portion Milch, vielen wichtigen Vitaminen und Mineralien geworben. Doch halten diese Lebensmittel das, was sie versprechen?
Kinderlebensmittel- zu süß, zu fett, zu salzig
Verbraucherschützer, Ernährungswissenschaftler und Kinderärzte sind sich einig: Lebensmittel für Kinder können eine Fehlernährung fördern! Die Verbraucherzentrale Bremen testete 39 Kinderlebensmittel auf ihren Zucker, Fett und Salzgehalt. Das Ergebnis: 41 Prozent der Produkte enthielten zu viel Zucker, ein Drittel zu viel Fett, 16 Prozent zu viel Salz.
Ähnlich beängstigende Ergebnisse machte die Verbraucherorganisation Foodwatch in einem „Marktcheck“, bei dem mehr als 1500 Kinderlebensmittel getestet wurden. Drei Viertel der Produkte waren zu süß oder zu fettig. „Eine ausgewogene Ernährung ist mit ihnen praktisch unmöglich, denn es handelt sich fast ausschließlich um Süßigkeiten und ungesunde Snacks“, sagt Foodwatch-Expertin Anne Markwardt.
Produkte mit besonders viel Zucker und Fett
Vor allem Süßigkeiten, 'fruchthaltige' Getränke, Milchprodukte und Frühstückszerealien erweisen sich als echte Zucker,- und Fettbomben. Fertiggerichte wie Nudelsuppen, Pommes, Tomatensoße und Wurst enthalten außerdem zu viel Kochsalz und eine Reihe bedenklicher Zusatzstoffe, die das Risiko für Bluthochdruck erhöhen können.
Fast gar nicht hingegen kommen Obst, Gemüse und Vollkornprodukte in Kinderlebensmitteln vor. Die Ernährungspyramide wird vielmehr auf den Kopf gestellt und „Kinder dadurch so früh wie möglich auf ungesundes Junkfood programmiert“, so die Foodwatch-Expertin weiter.
Produkte mit besonders viel Zucker und Fett
Vor allem Süßigkeiten, 'fruchthaltige' Getränke, Milchprodukte und Frühstückszerealien erweisen sich als echte Zucker,- und Fettbomben. Fertiggerichte wie Nudelsuppen, Pommes, Tomatensoße und Wurst enthalten außerdem zu viel Kochsalz und eine Reihe bedenklicher Zusatzstoffe, die das Risiko für Bluthochdruck erhöhen können.
Fast gar nicht hingegen kommen Obst, Gemüse und Vollkornprodukte in Kinderlebensmitteln vor. Die Ernährungspyramide wird vielmehr auf den Kopf gestellt und „Kinder dadurch so früh wie möglich auf ungesundes Junkfood programmiert“, so die Foodwatch-Expertin weiter.
Die Extraportion Zucker für die Kleinen
Kinderlebensmittel schmecken in der Regel süßer als „normale“ Lebensmittel - schließlich enthalten sie viel Zucker - und zwar selbst dann noch, wenn mit „weniger Zucker“ geworben wird!
An erster Stelle im Zutatenverzeichnis steht zwar in der Regel immer die Zutat, die in größter Menge vorkommt. Doch Vorsicht! Oft ist die gesamte Zuckermenge auf der Verpackung schwer zu erkennen, da häufig mehrere Zuckerarten (wie z. B. Milchzucker, Traubenzucker, Glukosesirup, Honig…) verarbeitet und getrennt angeführt werden.
Obwohl das Produkt zum großen Teil aus verschiedenen Zuckerarten besteht, muss der Zucker so im Verzeichnis nicht gleich an erster Stelle stehen. Aber auch der Hinweis „ohne Kristallzucker“ oder „mit Traubenfruchtsüße“ macht das Produkt nicht gesünder.
Süßstoffe - nicht gesünder als Haushaltszucker
Industriell hergestellte Fructose, Honig, brauner Zucker, Rohrzucker oder auch Sirup sind ebenso kalorienreich und kariesfördernd wie gewöhnlicher Haushaltszucker. Auch Süßstoffe wie Sorbit, Mannit, oder Xylit schneiden nicht viel besser ab. Süßstoffe fördern zwar keine Karies und besitzen weniger Kalorien, können aber in größeren Mengen zu Blähungen und Durchfall führen. Zudem bleibt die ungesunde Gewöhnung an den süßen Geschmack.
Darauf sollten Sie achten
Damit Ihr Kind auch Geschmack für Saures und Bitteres entwickelt, bieten Sie ihm Süßigkeiten und Kinderlebensmittel so spät und selten wie möglich an. Eine strikte Ablehnung bzw. ein Verbot solcher Produkte ist allerdings nicht sinnvoll, da es das Verlangen bei Kindern nur erhöht.
Wichtig: Lesen Sie sich die Zutatenliste immer genau durch! Vorsichtig sollten Sie vor allem beim Kauf von Frühstückszerealien sein. Schoko Balls, Cini Minis und Co. bestehen oft bis zu einem Drittel aus Zucker. Bei einem gern gekauften Produkt liegt der Zuckergehalt sogar bei 41,6 Prozent!
Generell gilt: je weniger man Kinder an den süßen Geschmack gewöhnt, umso weniger verlangen sie danach. Eine Kinderhandvoll Süßigkeiten, verteilt über den ganzen Tag, ist aber o.k.
Richtlinien fehlen
Ein weiteres Problem ist, dass Kinderlebensmittel keinem speziellen Lebensmittelrecht unterliegen. Das heißt, die Hersteller müssen sich nicht an bestimmte, kindgerechte Richtlinien halten.
Ein Viertel der österreichischen Kinder ist übergewichtig, sechs Prozent davon leiden an Adipositas (Fettleibigkeit), so das Ergebnis einer Studie des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin (ÖAIE) aus dem Jahr 2013.
Viele Pausensnacks für Kinder bestehen zu 30 Prozent aus Fett. Dazu überwiegt der Anteil an schlechten, gesättigten Fetten. Oft werden zur Herstellung „gehärtete“ und „teilweise gehärtete“ Fette und Öle verwendet, in denen vermehrt Transfettsäuren vorkommen. Ernährungsexperten warnen, dass bei häufigem Verzehr solcher Produkte das Risiko für Übergewicht und Herz-Kreislauferkrankungen steigen könnte.
Achten Sie beim Kauf von Kinderlebensmittel auf den Fettanteil. Das notwendige Fett sollte vor allem aus wertvollen ungesättigten Fettsäuren (z. B. pflanzlichen Fetten, Speiseölen oder Nüssen) bestehen. Vergessen Sie nicht auf die vielen versteckten Fette! Sie sind vor allem in Kinderwurstsorten (Bärchen-Wurst, Mini-Salamis), Knabbergebäck (Chips, Pomm-Bär), Käse (Käse-Dips), Pudding (Schokopudding), oder süßen Brotaufstrichen (Nutella) zu finden.
Fazit
Kinderlebensmittel sind ebenso wie Vitamin- und Mineralstoffzusätze überflüssig und sogar schädlich! Zu fett, zu süß, zu salzig und mit extra zugeführten Vitaminen können sie einer kindgerechten Ernährung absolut nicht entsprechen.
Isolierte Vitamine besitzen eben nicht die gleiche Wirkung wie Vitamine in frischem Obst oder Gemüse, die sich immer im Verbund mit natürlichen Begleitstoffen befinden und so besser verarbeitet werden. Zudem kann der oft stark erhöhte Vitamingehalt in Kinderlebensmitteln zu einer Überdosierung von Vitaminen und Mineralstoffen führen.
Stehen doch mal Cornflakes und Fruchtzwerg am Programm, achten Sie darauf, dass diese keine vollwertige Mahlzeit ersetzen. Mit einer bunten Mischkost, das heißt viel Obst, noch mehr Gemüse, Vollkornprodukten, gelegentlich Fisch, wenig Wurst, Fleisch, Fertiggerichten und Süßigkeiten, ist Ihr Kind mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt.