Das Glücksgefühl entsteht im Gehirn und wird dort durch verschiedene Botenstoffe ausgelöst. Diese werden durch unterschiedliche Aktivitäten ausgeschüttet, allen voran Sport, Sex und Nahrungsaufnahme. Der Mensch braucht scheinbar tatsächlich nicht viel zu seinem Glück. Und weil Essen vielleicht der am einfachsten zugängliche dieser drei Top-Glücklichmacher ist, konzentrieren wir uns darauf.
Serotonin – der Schlüssel zum Glück
Eine besondere Rolle bei der Entstehung des Glücksgefühls im Gehirn spielt der Botenstoff Serotonin, das häufig auch als „Glückshormon“ bezeichnet wird. Neben seinem positiven Einfluss auf die Stimmung wirkt Serotonin außerdem ausgleichend auf den Schlaf-Wach-Rhythmus, regulierend auf den Appetit und heilsam bei Migräne. Ein wahrer Wunderwuzzi sozusagen.
Wie kommen wir an den Stoff?
Serotonin kann zwar über die Nahrung, wie zum Beispiel über Walnüsse, Bananen und Kiwis, aufgenommen werden, gelangt so allerdings nicht ins Gehirn, da es die Blut-Hirn-Schranke nicht durchqueren kann. Daher ist es zur allgemeinen Stimmungsaufhellung sinnvoller, ausreichend Tryptophan, einen Eiweiß-Baustein, zuzuführen. Der besonderen Superkraft dieser Aminosäure ist es zu verdanken, dass sie ins Gehirn vordringen und dort in Serotonin umgewandelt werden kann. Tryptophan ist vor allem in Sojabohnen, Cashew-Kernen und Kakao zu finden. Die Aufnahmefähigkeit kann zusätzlich durch die Kombination von Kohlenhydraten und Eiweiß in derselben Mahlzeit gesteigert werden.
Und was ist jetzt mit der Schokolade?
Einerseits sorgt natürlich der in Schokolade enthaltene Zucker für ein kurzfristiges Stimmungshoch. Dieses ist aber meist nur von kurzer Dauer und zieht außerdem ein ebenso intensives Tief nach sich. Antriebslosigkeit und Heißhunger sind die Folge. Das ist dann wohl kaum als Glück zu bezeichnen. Was wirklich – und ohne unerwünschte Nebenwirkungen – glücklich macht, ist das im Kakao enthaltene Tryptophan. Deshalb: Je höher der Kakao-Gehalt, desto besser. Neben der stimmungsaufhellenden Wirkung ist Kakao auch ein wertvoller Mineralstoff-Lieferant und kann dabei helfen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Also her mit der Bitterschokolade!
Tryptophan ist aber nicht der einzige Stoff, mit dem wir uns glücklich essen können.
Verschiedene Lebensmittel wirken sich positiv auf unsere Stimmung aus. Im Anschluss werden die wichtigsten von ihnen erklärt.
Scharfmacher für das Gemüt
Scharfe Lebensmittel, wie zum Beispiel Chili, Pfeffer oder Ingwer, wirken sich auch positiv auf unsere Stimmung aus. Die beim Essen empfundene Schärfe wird vom Gehirn nämlich als Schmerz registriert. Um diesen auszugleichen, werden automatisch Glückshormone ausgeschüttet.
Sauer macht lustig
Zitrone, Essig und fermentierte Lebensmittel (Joghurt, Sauerkraut, Kimchi & Co.) sind gut für die Verdauung und Stimmung. Sie regen den Stoffwechsel an, wirken sich positiv auf die Darmflora aus und sorgen für ein ausgeglichenes Temperament.
Gesundes Fett – glückliches Gehirn
Omega-3-Fettsäuren, die man vor allem in Fisch, Leinsamen und Walnüssen findet, spielen eine zentrale Rolle für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Gehirns. Damit beeinflussen sie auch die Übertragungswege von Neurotransmittern – inklusive Glückshormonen. Das ist ungefähr so wie bei den Öffis: Je besser die Verbindung, umso einfacher wird unser Leben, umso glücklicher sind wir. Omega-3-Fettsäuren sorgen also sozusagen in unserem Gehirn dafür, dass der „Zug“ der Botenstoffe im Gehirn pünktlich fährt und an sein Ziel kommt.
Vitamin D für ein sonniges Gemüt
Das „Sonnen-Vitamin“ wird hauptsächlich von der Haut aus UVB-Strahlen gewonnen. Nachdem die Sonnentage in unseren Breitengraden allerdings gezählt sind, kann vor allem im Winter ein Vitamin-D-Mangel entstehen, der sich negativ auf unsere Stimmung auswirkt. Wer in der kalten Jahreszeit gerne schwarzmalt, kann sich womöglich mit einem Supplement helfen. Ein einfaches Blutbild gibt Auskunft darüber, wie es mit dem Vitamin-D-Spiegel aussieht und ob ein Mangel besteht.
Gelernte Glücklichmacher
Ganz im Sinne der Bio-Individualität können abgesehen von diesen allgemeinen Stimmungsaufhellern aber auch ganz bestimmte individuelle Speisen ein Glücksgefühl in uns auslösen. Das liegt dann weniger an bestimmten Inhaltsstoffen als an der positiven Assoziation, die in unserem Gehirn auf Basis vergangener Erfahrungen entstanden ist. Man kann ja bekanntlich alles lernen, wenn man es nur oft genug wiederholt. Das gilt auch für emotionale Reaktionen auf bestimmtes Essen.
Das Eis, das einen an die sommerliche Unbeschwertheit erinnert. Die Pizza, die Urlaubserinnerungen wieder aufleben lässt. Die Marmelade, die uns in die Kindheit zurückversetzt. Das Feierabendbier, das uns in einen tranceartigen Zustand der Entspannung versetzt. All das sind viel mehr „antrainierte“ psychologische Reaktionen als biologische Abläufe im Körper.
Geruch, Geschmack, Gefühle
Unser Geruchs- und Geschmackssinn sind sehr stark mit unseren Emotionen verknüpft. Deshalb suchen wir oft in Essen Trost und greifen zu Nahrungsmitteln, die wir unterbewusst mit einem bestimmten Gefühl verbinden. Leider handelt es sich dabei aber häufig um sehr zucker- oder fetthaltige Speisen. Daher ist dieses gegessene Glück meist nur von kurzer Dauer und löst im Anschluss einen Abfall von Energielevel und Stimmung aus.
Das Wunderbare an der Sache ist allerdings: Wir können uns das auch neu „einprogrammieren“. Wenn wir immer dann, wenn es uns außergewöhnlich gut geht, zu einer gesünderen Alternative greifen, schaffen wir neue Assoziationen. Wieso soll nicht Brokkoli das neue Zeichen des Glücks sein? Damit machen wir nicht nur unser Gehirn, sondern auch jede Zelle unseres Körpers glücklich.
Es gibt also eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit unserer Ernährung unsere Stimmung positiv zu beeinflussen. Und falls uns all das doch nicht vor der Winter- oder Montagsdepression schützt, gibt’s immer noch Sport und Sex.